Viel Lust auf Kultur und auf K3

14.1.2018, 15:10 Uhr
Susanne Rohrer und Matthias Matuschik sorgten im voll besetzten Saal im Evangelischen Zentrum für zahlreiche Lacher.

© Helmut Sturm Susanne Rohrer und Matthias Matuschik sorgten im voll besetzten Saal im Evangelischen Zentrum für zahlreiche Lacher.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Das Gewölbe im Vorraum des großen Saals, es war schon zwei Stunden vor dem Hauptact, zum Vorprogramm, bis auf den letzten Stehplatz ausverkauft.

Für die reiferen Semester kam schnell das unvergessene Rustica-Feeling wieder auf: brütende Wärme, kaum Sauerstoff, aber kein Platz zum Umfallen.

Entspannt und sichtlich erfreut begrüßte Franz X. Müller das Kulturvolk der Stadt in seiner unverwechselbaren Art. Die Hälfte seiner Redezeit erging er sich in Andeutungen von Themen, über die er an diesem Abend ganz bestimmt nicht sprechen werde. Es kannte sie ohnehin jeder der Gäste.

"Noch jede Menge Platz"

Besonders dankte er seinen ehrenamtlichen Mitstreitern, dem Förderverein und den unentbehrlichen Sponsoren für deren Stehvermögen. "Waren wir auch nach einem hoffnungsvollen Start plötzlich heimatlos, so haben wir unser Ziel, die Förderung der Kultur auf unsere Art, niemals aus den Augen verloren. Zwischen Reitstadel, Residenz und G 6 ist noch jede Menge Platz für uns. Neumarkt ist keine Kulturwüste."

Bürgermeister Albert Löhner stieß ins gleiche Horn: "Kultur kann wachsen, braucht dafür nur ein informiertes Publikum. K3 trägt dazu bei."

Thomas Graf von der Raiffeisenbank Neumarkt betonte in seinem Grußwort die Bedeutung von Kultur in der Region und überreichte, weil der Mensch vom Brot allein nicht leben kann, einen Scheck über 8000 Euro an das K3-Team.

Das Vorprogramm startete mit dem Neumarkter Kulturpreisträger Wolfgang Bernreuther. Ein wenig Pech mit dem Publikum hatten die nachfolgenden Gebrüder Mühlleitner aus Altenhof. Kaum waren sie auf der kleinen Bühne, war das Publikum auch schon weg. Einige der Gäste wollten sich nur schnell einen guten Platz im angrenzenden Saal sichern, und die ganze Meute drängte hinterher. Die beiden spielten aber so überzeugend, dass kurz darauf wieder eine Gegenbewegung des Publikums ins Gewölbe zurück einsetzte.

Körperpflege dauerte

Um 20 Uhr war es dann so weit. Händeringend wurden noch die letzten auftreibbaren Stühle herangeschafft, und das Publikum wartete im abgedunkelten Saal. Mit einsetzendem Applaus forderte es die Künstler auf die Bühne. Erst kam sie und bereitete das gespannte Publikum auf ihn vor, auf seine Sensibilität. "Er ist noch nicht ganz fertig mit seiner Körperpflege."

Mit ihrem zweistündigen Programm: "Wir müssen reden" spielten "Matuschik & Rohrer" ein perfekt aufeinander eingespieltes Paar. Sie spielten kein Ehepaar in den unterschiedlichen Phasen ihres Daseins, sie spielten auch nicht die sattsam bekannten Stärken und Schwächen von Mann und Frau generell heraus, nein, wortgewandt und mit versteckten Andeutungen legten sie den Finger in die Wunde unserer in Teilen etwas überkorrekten und bisweilen übers Ziel hinausschießenden Gesellschaft. Da sei ihrer Meinung nach etwas faul, fanden die zwei.

"Wir lassen uns von nichts und niemandem beschneiden." Damit setzten sie ihr erstes Reizwort. Sie sprachen von "kleinen Dingen" und "Gefahrdreiecken", sie ergänzten sich in Wort und Mimik, sie spielten sich förmlich rein ins Thema.

Susanne Rohrer und Matthias Matuschik waren nicht mehr zu bremsen. Amüsant und ironisch spannten sie den Bogen weiter über das Gefahrendreieck hinaus zu Schwulen und Zigeunern, Negerküssen und Direkteinspritzern, Cola-Weizen und Russen.

Veganer und Autofetischisten

Alle diese Begriffe seien so natürlich nicht politisch korrekt. "Und wem haben wir diese scheinheilige Sprachverwirrung zu verdanken? Den Grünen natürlich", betrieb Matuschik Ursachenforschung.

Über Hardcore-Veganer, Umweltzonen, Elektroautos, Agnostiker und Autofetischisten sinnierten die beiden wortreich, hintergründig und unterhaltsam weiter.

Insgesamt ein großartiger Programmstart des Kulturprojektes K3.

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