Viele tausend Kröten plumpsen in Deining in die Eimer

17.3.2015, 11:15 Uhr
Viele tausend Kröten plumpsen in Deining in die Eimer

© Fotos: Höpcke

Es gibt gewiss schönere Arbeiten als an einem frischen Märzmorgen im feuchten Straßengraben zu knien und eine feste braune Plane mit Stahlnägeln zu befestigen. Doch die Zeit drängt, weiß Katharina Schneider: „In einigen Tagen kommen die Kröten.“

Tausende der bis zu zwölf Zentimeter langen Amphibien mit ihrer Warzen übersäten Haut wohnen in dem Wald oberhalb der Landstraße. Dort überwintern sie in Erdhöhlen. Sobald die Nächte etwa fünf Grad warm bleiben, gehen die Tiere auf Wanderschaft. Ihr Ziel ist der Pirkacher Weiher, wo sie ihren Laich ablegen.

Nur liegt zwischen Wald und Weiher die Landstraße. Sie verwandelte sich früher in eine Matschbahn, dicht bedeckt mit überfahrenen Amphibien. „Das hat mich immer gereut“, sagt Katharina Schneider, die damals noch in Velburg wohnte, aber häufig ihren Verlobten Norbert in Pirkach besuchte.

Noch vor der Hochzeit überzeugte sie ihren künftigen Mann, dass man was tun müsse, dann wandte sie sich an den Bund Naturschutz um Unterstützung. Der stellt seitdem das Material für den Krötenzaun zur Verfügung. Alles andere erledigen die Pirkacher in Eigenregie. Seit 23 Jahren. Doch sind die Schneiders längst nicht mehr alleine. „Wir haben eine tolle Unterstützung aus dem Dorf“, sagt Katharina Schneider.

Tümpel im Jura

Rund 10 000 Kröten, Frösche oder Molche fallen jährlich in die Eimer an den Krötenzäunen im Landkreis Neumarkt. Selbstverständlich gibt es mehr Amphibien. Denn gezählt werden ja nur diejenigen, die direkt vom Straßenverkehr gefährdet sind. In vielen Waldtümpeln auf den Kuppen im Laaberjura finden sich kleinere Vorkommen, meist von Teichmolchen. Doch auch dort ist das Amphibien-Leben nicht ungefährlich. Manche werden etwa unbeabsichtigt beim Waldwegebau zerstört. Von den Zählstellen ist der Pirkacher Übergang einer der bedeutendsten.

Viele tausend Kröten plumpsen in Deining in die Eimer

Dort machen sich bis zu 3000 Amphibien jedes Jahr auf den Weg. Rund die Hälfte von ihnen sind Kröten, neben den häufigen Erdkröten sind auch einige der seltenen unter Naturschutz stehenden Knoblauchkröten, die man an den senkrecht stehenden Pupillen erkennt. Hinzu kommt etwa ein Drittel Grasfrösche und etwa ein Zehntel Bergmolche.

Die Wanderzeit zieht sich über rund vier Wochen hin. Doch die meisten Amphibien suchen gleichzeitig ihr Paarungsglück. Innerhalb von vier oder fünf Tagen plumpsen jeweilsmehr als 500 der unbeholfenen Tiere in die kleinen Eimer, die sich alle zehn Meter an dem 800 Meter langen Zaun verteilen. Der absolute Spitzenreiter war nach BN-Aufzeichnungen der 1. April 2011 mit 1183 Individuen an einem Tag.

Ab 20 Tieren gibt es Stress

Für den Sammler war dieser Tag sicher eine Herausforderung: Er muss etwa 60 Mal über die Straße gelaufen sein. Denn mehr als 20 Kröten sollten nicht in einem Eimer sein, sonst wird es zu eng, die Tiere geraten in Stress. Von den Menschen ganz zu schweigen. Doch den tun sich Katharina Schneider und ihre Mitstreiter gerne an.

Schließlich gibt es neben der hehren Tierliebe einen ganz praktischen Antrieb: „Die Kröten fressen Ungeziefer.“Auf ihren nächtlichen Streifzügen erbeuten sie Insekten, Würmer, Asseln, Spinnen - und Schnecken, den eingeborenen Feind jedes Gärtners.

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