Virtuose Abrechnung sorgt für Lachtränen

17.3.2014, 10:23 Uhr
Virtuose Abrechnung sorgt für Lachtränen

© Wolfgang Fellner

PYRBAUM — Der Name verrät es und auch, wenn man es eigentlich nicht tun sollte, tut man es dann doch: Die „Wellbappn“, das sind Hans Well und seine Kinder Sarah, Tabea und Jonas und damit sind die Vier eine Art Nachfolger der Biermösl-Blosn, die virtuos und scharfzüngig viele Jahre das Beste war, was Bayern an kritischem Kabarett im musikalischen Feinstrick zu bieten hatte.

Sie stehen ihren Vorgängern in nichts nach; wobei hier der Punkt erreicht ist, an dem man sagen muss: So richtig vergleichen kann man sie dann doch nicht.

Denn sie gehen andere Wege: Klar ist Hans Well deutlich herauszuhören aus den Texten und Liedern, die da geschmettert werden, die Stoßrichtung ist dieselbe geblieben. Es geht gegen die Großkopferten, die Dickkopferten, die Kirche und die Politik, gegen die Ignoranz an den Stammtischen und in den Gemeinderäten, in der Politik und Wirtschaft, gegen Fanatismus im Großen wie im Kleinen, gegen Umweltzerstörung.

Alles sehr gescheit, präzise beobachtet und treffend formuliert, nur hört man in diesen Momenten aus den drei Kindern Hans Wells zu sehr den Vater sprechen. Ein bisschen mehr an Jahren brauchen sie noch, bis das stimmig wird.

Ansonsten, Chapeau. Es gehört inzwischen schon zum guten Ton, sich vorher über den Auftrittsort zu informieren und so wusste das Quartett, das für die Kulturgrenze West auf die Bühne in der Pyrbaumer Mehrzweckhalle kletterte, dass jeder „Ossi“ im Neumarker Hallenbad mit seinem Betoncharme der frühen 70er Jahre Heimweh bekommt; dass in Neumarkt alles, was nicht einem Kurt Romstöck gehört, vom Bögl gekauft worden ist.

Metzger kommt schon

In Pyrbaum selbst, sangen sie, da fehlt ein Metzger, doch nicht mehr lange. Als Teil seiner Resozialisierung müsse Uli Hoeneß im Markt eine Filiale seiner Wurstfabrik eröffnen. Die Wirtshäuser in Pyrbaum würden weniger und nun wolle gar der Rat eines kaufen und dort einen Teil der Verwaltung unterbringen: Dann wisse man künftig wenigstens, warum manche Projekte so schräg verlaufen, wie sie es tun.

Es war ein wilder, bunter Bilderbogen, den die vier zeichneten, vom Factory-Outlet-Krematorium eines chinesischen Investors über water boarding mit Bier, „nix fürchtet so ein Islamist mehr als Andechser Doppelbock“, bis hin zum Lied vom „Zahnarzt in C-Dur“. Zwischendurch auch mal Instrumental, wie der Tango Maria. Den hat ein Senegalese geschrieben, der in Passau lebte. „Vor der Flut“, sagte Vater Hans, „heute lebt er in Wien“. Die Kastagnetten klapperten und das Publikum klapperte begeistert mit den Händen.

Rundum gelungen, besser als ein Fernsehabend allemal; und selbst dazu hatte Jonas Well einen Satz: Heute, sagte er, nachdem er den Pyrbaumern erst vorgehalten hatte, dass sie zu wenig für Nachwuchs sorgten, heute sitze man lange vor dem Fernseher. „Friar san die Lait friar ins Bett, da war der Empfang besser.“

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