Vorlesetag soll Lust an der Sprache wecken

23.11.2014, 13:00 Uhr
Vorlesetag soll Lust an der Sprache wecken

© Günter Distler

Mucksmäuschenstill sind die Kinder der Klasse H1a und H1b im Höhenberger Förderzentrum: Gerhard Lindner von der AOK Bayern in Neumarkt sitzt auf einem Stuhl, umringt von neun Zehn- bis Zwölfjährigen.

Nach der Geschichte über einen kleinen Ritter, der mit einem Drachen Freundschaft schließt, liest er das Buch „Kamfu mir helfen?“ vor. Der Held der Geschichte, der immer wieder für Lacher in der Vorleserunde sorgt: Ein Elefant, der gegen eine Mauer geprallt war und sich dabei den Rüssel verbogen hat. „Da sitzt er nun und schaut ganz dumm, denn der Rüssel ist ganz krumm“, legt sich Lindner für die Kinder stimmlich ins Zeug, um deren Kopfkino anzuregen. Die komische Aussprache des Elefanten zu imitieren fällt ihm leicht: „Das Buch habe ich schon hundertmal gelesen – es ist das Lieblingsbuch meines Sohnes.“ Mit Nachfragen hält er Lukas (11), Eva-Luisa (12) und Christoph (10) bei der Stange und so atmen sie hörbar auf, als nach vielen erfolglosen Versuchen eine Fliege dem Elefanten wieder zu einem geraden Rüssel verhilft. Für Klassleiterin Dagmar Frohn ist der Vorlesetag, der die Lust am Lesen wecken soll, für ihre Schüler mit Handicap wichtig: „Wir stehen zwar erst am Anfang des Lesenlernens. Doch gerade für Kinder, die nicht lesen oder nur wenig sprechen, ist das Vorgelesenbekommen wichtig: Sie hören und erleben Sprache und erfahren, wie man kommuniziert.“

Auf Sitzkissen und in Decken

Während man im Museum Lothar Fischer vor allem auf kunstvermittelnde Literatur setzt und den vier jungen Zuhörern auf den Sitzkissen das Buch „Der kleine Daumerling“ (ähnlich der Geschichte des „Däumlings“) mit Kinder-Illustrationen von Lothar Fischer präsentiert, setzt die Grundschule im Haus St. Marien auf lesewillige Mamas: Erst bestimmten die Erst- und Zweitklässler ihre gemeinsame Vorlesegeschichte, dann kuschelten sie sich in Decken und Kissen und lauschten den Geschichten. Kein Wunder, dass sich die Kinder nach der Vorlesezeit unter diesen Bedingungen nur eines wünschten: ganz bald eine Fortsetzung.

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