Waldjugendspiele: Kinder lernen den Heinrichsbürg kennen

12.6.2018, 17:38 Uhr
Beim Sterschlichten geht es um Geschwindigkeit: Möglichst schnell sollen alle Holzbalken von einer Seite auf die andere gebracht werden - natürlich nur mit den richtigen Handschuhen.

Beim Sterschlichten geht es um Geschwindigkeit: Möglichst schnell sollen alle Holzbalken von einer Seite auf die andere gebracht werden - natürlich nur mit den richtigen Handschuhen.

"Eine Institution im Landkreis" seien die Waldjugendspiele, so Harald Gebhardt, der Leitende Forstdirektor. Bereits zum 49. Mal kommen in dieser Woche die dritten Klassen der umliegenden Schulen zusammen, um einen Tag lang ganz im Zeichen des Wald zu verbringen.

Eins sei ihm jedoch wichtig, so Gebhardt: "Das ist hier keine Schulstunde im Wald", betont er. "Es gibt keinen Test, bei dem am Ende abgefragt wird ,Kennt ihr jetzt 25 Baumarten?‘". Natürlich sei es schön und wünschenswert, wenn etwas Wissen hängenbleibe - aber vor allem gehe es darum, dass die Kinder eine positive Erfahrung mit dem Lebensraum Wald machten.

Und diese Idee scheint voll aufzugehen: Auf dem Parcours, der auf den Waldwegen im Heinrichsbürg aufgebaut ist, herrscht allgemeine Heiterkeit. In bunten Regenjacken, die glücklicherweise nicht zum vollen Einsatz kommen, erobern die Drittklässler eine Station nach der anderen. Lehrerin Mirjam Mannert begleitet die Klasse 3a der Holzheimer Grundschule - und kann sich anhand der Begeisterung ihrer Schüler gar nicht recht entscheiden, welche Station wohl am besten ankommt.

Die jungen Teilnehmer dagegen haben da ganz klare Favoriten: "Mir hat das Zapfenwerfen am meisten Spaß gemacht", sagt Nele, die an der letzten Station besonders häufig den Korb getroffen und damit die höchste Punktzahl für ihre Klasse geholt hat. Ihre Klassenkameradinnen Vivien, Lea, Paula und Hannah fanden die Ratestaffel besonders toll. "Die Fragen, die gestellt wurden, haben wir alle richtig beantwortet", sagt die achtjährige Hannah.

Da ging es zum Beispiel darum, was auf der Rückseite der 1-Cent-Münze zu sehen ist - total leicht fanden die Mädchen das: Die Antwort sei natürlich ein Eichenblatt. Kein Wunder aber, schließlich ist der Wald alles andere als Neuland für die Drittklässlerinnen. Ob Gassi gehen mit dem Hund, Pilze sammeln mit der Oma oder spazieren gehen mit den Eltern - die Mädchen sind auch in ihrer Freizeit im Wald unterwegs. Auch die Lehrkräfte, die bei den Waldjugendspielen dabei sind, treffen weitestgehend ähnliche Aussagen, was die Naturverbundenheit ihrer Schützlinge angeht. "Natürlich ist es individuell sehr unterschiedlich, wie viel Zeit die Kinder draußen verbringen", schränkt Sigrun Nagl von der Neumarkter Grundschule im Haus St. Marien zwar ein. Aber dass die Schüler nur noch mit dem Handy spielen und ihnen der Wald als Umfeld völlig fremd ist, beobachtet keiner der anwesenden Lehrkräfte.

Keine Zeit zum Schnuppern

Doch in einem sind sich wiederum die Teilnehmer einig: Egal wie gut man den Wald schon kennt, es gibt immer noch etwas zu entdecken. Deshalb werden die Klassen auf ihren Wegen zwischen den Stationen zusätzlich von einem Waldpaten begleitet, den sie mit Fragen löchern können. Auch an den Stationen gibt es noch viele Erklärungen für die wissbegierigen Schüler, zum Beispiel beim Turmbau. Hier muss ein Baumstamm aus einzelnen Holzscheiben wieder zusammengesetzt werden - gar nicht so leicht, wenn man erst einmal die einzelnen Baumarten voneinander unterscheiden muss. Dass man die Birke an der weißen Rinde erkennt, kommt als Antwort wie aus der Pistole geschossen. Neu dagegen ist vielen, dass das Holz der Fichte leicht nach Harz riecht.

Doch zum Schnuppern haben die Schüler sowieso keine Zeit, schließlich sind die Waldjugendspiele auch ein Wettbewerb, bei dem an jeder Station die Zeit gemessen wird. Dass es am Ende der drei Tage auch drei Gewinnerklassen geben wird, fördert den Teamgeist, um den es natürlich ebenfalls gehen soll, wenn 950 Kinder den Wald für sich entdecken.

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