Wenn die Vespa Salti schlägt

NEUMARKT - Beim Lothar-Fischer-Preisträger 2015, Stefan Rohrer, dreht sich alles um das Auto und sonstige Fortbewegungsmittel.

In zweijährigem Turnus verleiht die Lothar & Christel Fischer Stiftung in Zusammenarbeit mit der Stadt Neumarkt den Lothar-Fischer-Preis, der mit dem Schwerpunkt Bildhauerei als Förderpreis für jüngere Künstler und Künstlerinnen zu verstehen ist. Diese Würdigung soll ein Werk auszeichnen, das sowohl mit Fischers Kunstbegriff in Verbindung steht, dem Profil des Museums entspricht und nachhaltige künstlerische Qualität besitzt.

Der Lothar-Fischer-Preis 2015 geht an den 1968 in Göppingen geborenen Bildhauer Stefan Rohrer, der unter anderem eine Ausbildung zum Steinmetz absolvierte und bei Werner Pokorny und Micha Ullmann von 1999 bis 2004 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studierte.

Der heute in Stuttgart lebende Künstler widmet einen wesentlichen Teil seines Oeuvres einer Ikone unserer Konsumgesellschaft, dem Auto. Auch nach über 125 Jahren Geschichte ist es noch immer alles andere als ein gewöhnlicher Alltagsgegenstand. Vielmehr handelt es sich um einen modernen Mythos, ja gar einen Fetisch. Begriffe wie Freiheit, Unabhängigkeit und Mobilität bleiben trotz aller Widrigkeiten wie Umweltschäden, Verkehrsinfarkt und Unfall- statistiken noch immer untrennbar mit ihm verbunden. Aus Autokarosserien, Motorrollern und Modellautos formt Rohrer unverwechselbare Skulpturen. Er zerlegt sie in ihre Einzelteile, um sie anschließend in anderer Form wieder auferstehen zu lassen. Mit größter handwerklicher Finesse streckt, dehnt, verjüngt und verformt er sein ungewöhnliches Material zu dynamischen Gebilden, die elegant geschwungen in den Raum ausgreifen, gleichsam abheben und aus der Bahn geraten: Hier schnellt ein Opel Kadett durch den Raum, dort vollzieht eine Vespa kunstvolle Salti. Rohrers spannungsreiche Skulpturen machen Geschwindigkeit anschaulich, frieren sie regelrecht ein.

Vor den Augen der Betrachter materialisieren sich in ihnen Geschichten von Reisen und Fluchten.

Mit diesem dotierten Preis ist auch eine Ausstellung verbunden, die im Museum Lothar Fischer im nächsten Jahr vom bis 5. Juni bis 25. September gezeigt wird.

Die Übergabe des Preises an Stefan Rohrer findet im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Robert Schad - Durch den Körper, durch den Raum" am Sonntag, 17. Mai, um 11.30 Uhr statt.