Wie war der Start des G9 in Neumarkt und Parsberg?

24.10.2018, 06:30 Uhr
Wie war der Start des G9 in Neumarkt und Parsberg?

© Foto: Armin Weigel/dpa

"Das läuft bisher unspektakulär", sagt Ulrike Severa, die Leiterin des Ostendorfer Gymnasiums. Am G8 sei ja keineswegs alles schlecht gewesen, "aber von der überstürzten Einführung haben wir uns nie erholt". Sie ist froh, "dass jetzt wieder Ruhe eingekehrt ist am Gymnasium". Bernhard Schiffer, Leiter des Willibald-Gluck-Gymnasiums, freut sich vor allem für die Jungs an seiner Schule: "Die waren am G8 benachteiligt. Die Abiturnoten der Mädchen waren deutlich besser. Die Jungs brauchen einfach länger, bis sie erwachsen sind, denen tut das Jahr mehr gut."

Medien und Informatik

Abgesehen davon, dass die Schüler wieder ein Jahr länger bis zum Abitur lernen, gibt es ein paar weitere Unterschiede zum G8. Grundsätzlich sei der Lehrplan stärker anwendungsbezogen und kompetenzorientiert, erläutert Schiffer. Es wird mehr Wert gelegt auf Berufsorientierung, digitale Medien und Informatik, politische Bildung. Die Kernfächer Mathematik, Deutsch und Englisch wurden gestärkt.

Die zweite Fremdsprache kommt wie bisher schon in der sechsten Klasse, in der achten wird der Schulzweig gewählt. Die P-Seminare bleiben, sind aber schon in der elften Klasse dran.

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© F.: W. Sturm

Ein wesentlicher Unterschied, den viele Eltern und Kinder begrüßen, ist der reduzierte Nachmittagsunterricht für die fünften bis neunten Jahrgangsstufen. "Das ist an unserer Schule mit ländlichem Einzugsgebiet sehr hilfreich", sagt Josef Gloßner vom Parsberger Gymnasium. Er glaubt auch, dass die Belastung der Schüler durch das G9 abnehmen wird. Severa und Schiffer wollen sich da noch nicht festlegen. Für die aktuellen Siebtklässler, die im Falle eines Sitzenbleibens vom G8 ins G9 rutschen würden, wird es übrigens spezielle Förderangebote werden.

Stoff selbst erarbeiten

Ein weiterer Unterschied ist die sogenannte "Überholspur", bei der Schüler die elfte Klasse überspringen können. Infos dazu wird es in der achten Klasse geben. In der neunten und zehnten werden den betreffenden Schülern dann Zusatzmodule in den Kernfächern angeboten. Sie werden gecoacht, um sich den Stoff der elften Jahrgangsstufe selbstständig zu erarbeiten.

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© Foto: privat

"Das richtet sich vor allem an Begabte", sagt Schiffer. Severa hat Zweifel, dass diesen Weg viele gehen werden. "Es gibt da ja auch noch die emotionale Seite. Die Schüler müssen ihren gewohnten Klassenverband verlassen, wenn sie überspringen." Manche könnten die Möglichkeit aber nutzen, um ein Auslandsjahr einzuschieben.

Bücher vorhanden

Die Umstellung aufs G9 sei jedenfalls erst mal problemlos gelaufen, da sind sich alle Schulleiter einig. Ein neuer Lehrplan wäre sowieso gekommen. Bücher für die ersten beiden Klassen seien vorhanden, wenn auch einzelne Verlage in einzelnen Bereichen erst relativ wenig Begleitmaterial für den Unterricht zu bieten hätten, so Schiffer. Die Lehrer seien geschult worden, weitere Fortbildungen sollen folgen. Das Jonglieren mit zwei Lehrplänen sei unproblematisch.

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© F.: A. Thumann

Natürlich wird es mittelfristig mehr Lehrer und mehr Räume brauchen, und zwar spätestens ab 2025, wenn es zum ersten Mal wieder eine 13. Klasse gibt. Außerdem erwarten Schiffer und Gloßner auch wieder mehr Schüler durch Zuzug und steigende Geburtenzahlen, eine demografische Entwicklung. "Man würde gut daran tun, die Personal- und Finanzpolitik daran anzupassen", mahnt Severa.

Raumprobleme erwarten die drei Schulleiter allerdings nicht. Im Willibald-Gluck-Gymnasium lernen derzeit 1270 Schüler, der Neubau ist auf etwa 1400 ausgelegt. "Das könnte reichen", glaubt Schiffer. Im Ostendorfer Gymnasium sind es derzeit rund 850 Schüler, der Ausbau mit Neubau der Bibliothek und darüber zwei Stockwerken ist bereits geplant, Fertigstellung bis spätestens 2021. Auch Gloßner gibt Entwarnung: "Die Generalsanierung des Gymnasiums Parsberg wird den leicht gestiegenen Raumbedarf berücksichtigen."

Dialog mit allen Beteiligten

Ob jetzt alle zufrieden sind? Da müsse man abwarten, es sei noch zu früh, um Bilanz zu ziehen und noch seien einige Fragen offen. So gebe es den Lehrplan für die siebten bis zehnten Jahrgangsstufen erst im Entwurf, für die Oberstufe nicht mal das. Auch wie das neue Abitur aussehen soll, weiß noch keiner. Severa wartet auf ein Informationsschreiben des Kultusministeriums, das für den 18. Dezember angekündigt ist. "Es wird wegen der Oberstufe auf jeden Fall einen Dialog mit allen Beteiligten geben", kündigt Severa an.

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