Wo Heidschnucken zwischen Greens grasen

13.4.2014, 13:00 Uhr
Wo Heidschnucken zwischen Greens grasen

© Hauck

Johannes, der Bock, ist tot. Sein Vermächtnis: 290 Lämmer. Johannes hinterlässt 29 Heidschnucken, die nun sein Nachfolger, Bock Michl, beglücken darf. Das wird er höchstwahrscheinlich dann tun, während sie den Rasen des Golfplatzes abgrasen.

Dieser Rasen gehört dem Golfclub Lauterhofen. Und der ist den Heidschnucken und Bock Michl sehr dankbar für ihre Dienste. Denn durch das natürliche Mähen wird eine bunte Flora erzeugt, die der Greenkeeper mit seinen Maschinen nie hinbekäme.

An steilen Hängen, die es auf dem Lauterhofener Grün zur Genüge gibt, sind die Schafe ohnehin im Vorteil gegenüber den Maschinen.

Die Heidschnucken sind nur eine Besonderheit des Golfplatzes mit denen der Wandel gelingen soll. „Wir vereinen Golf und Natur“, sagt Gerhard Weichselbaum, der neue Präsident. Dafür wurde der Club vom Deutschen Golfverband mit dem Goldprädikat ausgezeichnet.

Wo Heidschnucken zwischen Greens grasen

© Hauck

Weichselbaum will dem GC Lauterhofen nun zu neuer Blüte verhelfen. „Wir wollen gerade auch außerhalb des Landkreises Mitglieder gewinnen“, sagt er. Die Vision: Die Metropolregion erobern. Das realistische Ziel: „Die Leute aus dem Großraum Nürnberg gewinnen“, sagt Weichselbaum.

Dem Golfverein geht es nicht viel besser als anderen Vereinen: Die Mitglieder schwinden. Die wenigen jungen Sportler – derzeit rund 40 Jugendliche – reichen nicht, um die Lücke zu schließen. Derzeit zählt der eingetragene Verein, der keine Betreibergesellschaft hat, 723 Mitglieder.

Neue Golfer sollen also aus dem Raum Nürnberg kommen. Das größte Problem: „Die Golfer glauben, Lauterhofen läge in der tiefsten Oberpfalz“, meint Weichselbaum. Dabei sei es doch so nah: „Am Altdorfer Kreuz ab – und schon ist man da.“

„Nie Windräder“

Dass es auch in Habsberg/Hilzhofen und Pölling starke Konkurrenz gibt, sieht Präsident Weichselbaum nicht als Gefahr, sondern eher als Chance, die Vorteile des Lauterhofener Clubs hervorzuheben.

Alleinstellungsmerkmale sieht Gerhard Weichselbaum viele: Zum einen werde es hier nie Windräder geben. Weil der Milan hier niste, eine Greifvogelart, sehe der Bund Naturschutz schwarz beim Thema Windkraft. Die Nähe zur Natur zieht sich wie ein Motto über den Platz: Insektenhotels aus Naturholz und findet man ebenso wie Honig aus eigenen Produktion.

Einzigartig dürften auch die von Architekt Johannes Berschneider gestalteten Klo-Häuschen sein. Spürt ein Golfer ein dringendes Bedürfnis, so kann er dieses in einem Sichtbeton-Kasten verrichten. Durch ein bodentiefes Fenster kann er das Geschehen auf dem Platz weiterverfolgen. Hineingucken kann niemand, das Glas ist von außen verspiegelt.

Um dieses außergewöhnliche Toiletten-Erlebnis und die anderen Vorzüge des Golfclubs wahrnehmen zu dürfen, sind für eine Vollmitgliedschaft 1230 Euro jährlich und eine einmalige Anmeldegebühr von 800 Euro fällig. Schnupper-Angebote und Zehnerkarten sind günstiger.

Das mag zunächst abschrecken, weiß auch Präsident Weichselbaum. Er aber ist überzeugt, dass „exzessives Tennisspielen“ wesentlich teurer sei. Ein Set Golfschläger gebe es im Kaufhaus schon ab 200 Euro. Weichselbaum betont: „Hier gibt es keinen Snobismus, wir sind ein offener Verein.“

Längst hat der frisch ernannte Präsident neue Ideen: Eine Kinderbetreuung und ein Golf-Stipendium in Übersee schweben ihm vor.

Solange es Michl, dem Bock, und seinen Heidschnucken unverändert gut geht, ist alles recht.

Keine Kommentare