Wo Stoffblumen auf Häkeltaschen blühen

25.10.2014, 16:00 Uhr
Wo Stoffblumen auf Häkeltaschen blühen

© Foto: Günter Distler

Im ersten Stock des Buchladens sind schon einige Regalböden vergeben: Dort schlummern rot-weiß-karierte Kissen neben herzförmigen Handtaschen und einer iPad-Hülle mit dem Slogan „Dou samma dahoam“, da liegen Stricksocken vor Baby- und Kleinkind-Jacken, und auf gehäkelten Taschen blühen textile Blumen.

Etwas Ähnliches, sagt Susanne Biller, hat sie in München gesehen, auch in Altdorf, Amberg und Nürnberg gibt es Läden nach dem Regal-Miet-Prinzip. Im Internet boomen Plattformen, auf denen jeder handgemachte Schals, Mützen, Schlüsselanhänger, Umhängetaschen und mehr anbieten kann. Selber fühlen und sehen sei vielleicht noch besser: „Warum sollten wir das nicht auch in Neumarkt machen?“, dachten sich die Billers, schichteten im Obergeschoss Sachbücher um und räumten Fächer frei. Zwischen den handgemachten Unikaten stehen schon noch Bücher, thematisch passend, etwa mit Anleitungen zum Stricken, Häkeln oder Geschenke-Selbermachen.

Schnelle Nachbarinnen

Kaum waren vergangene Woche die ersten Flyer mit dem Angebot draußen, standen die Mietwilligen schon auf der Schwelle. Das Woll-Geschäft gegenüber lade immer montags zum Strick-Kreis ins Café nebenan, sagt Wolfgang Biller, und die handarbeitskundigen Damen waren schnell interessiert. Er sieht die Miet-Regale auch als Aktion dafür, in der Innenstadt etwas Neues aufzutun und dabei auch die Nachbarn mit ins Boot zu holen. In Neumarkt gebe es „zu 80 Prozent Filialisten“, schätzt er und möchte einen Kontrapunkt dagegen setzen. „Nicht bloß jammern, dass die Attraktivität der Innenstadt gefährdet ist, lieber selber kreativ werden“, das findet er eine gute Handlungsanweisung.

Dazu passe auch der Café-Bereich unten im Laden, bei dem auch gern mit Strickzeug über Sockenspitzen oder Patentmuster gefachsimpelt werden dürfe.

Je nach Regalbrett-Größe werden pro Monat etwa zehn bis 25 Euro berechnet, und es fällt keine Provision an. Für mindestens drei Monate wird vermietet. Was zum Sortiment passt, darüber behalten sich die Billers die Entscheidung vor, und Garantieansprüche oder Umtausch regeln die Anbieter selber mit den Kunden. Ein Vorgeschmack auf das, was oben in den Regalen zu haben ist, wird auch immer im Schaufenster mit zu sehen sein.

Neben den Regalbefüllerinnen mit textilen Angeboten hat sich auch eine Schmuckmacherin und eine Naturkünstlerin schon Fächer reserviert, sagt Susanne Biller.

Keine Kommentare