„Wolfstein 2.0“ ist immer eine Bergtour wert

29.9.2014, 11:00 Uhr
„Wolfstein 2.0“ ist immer eine Bergtour wert

© Anestis Aslanidis

Das Charakteristische an Neumarkt ist seine Lage in einem Talkessel; auf der einen Seite die Jura-Hochebene, auf der anderen Seite die Zeugenberge, die einst zur Hochebene gehörten, im Laufe der Jahrtausende aber vom Wasser herausmodelliert worden sind. Der Wolfstein als Berg ist ein Schwammriff, das sich weit in die Jurahöhe hineinzieht, die Burg entstand auf der Spitze.

Die Ursprünge der Burg Wolfstein liegen im Dunkel. Bereits um 1120 soll hier ein gewisser Ulrich von Wolfstein aus hochadeligem Geschlecht seinen Sitz gehabt haben, doch sichere Beweise fehlen, haben die Wolfsteinfreunde zusammengetragen.

Wohl älter als Neumarkt

Die Burg ist wahrscheinlich in der späten Staufer Zeit, also in der ersten Hälfte bis Mitte des 13. Jahrhunderts als Reichsministerialensitz errichtet worden. Damit könnte der Wolfstein sogar älter sein als die zu seinen Füßen liegende Stadt Neumarkt.

Der erste Nachweis der Anlage stützt sich auf den Sulzbürger Gottfried II., der als erster Burgherr eindeutig nachgewiesen ist. Er nannte sich seit 1283 nach Wolfstein. Wolfstein blieb seither die Familienbezeichnung des Geschlechts, auch als Burg und Herrschaft Wolfstein längst wieder verloren waren.

Das war knappe 200 Jahre später. Hans von Wolfstein hatte dem böhmischen König die Lehenshoheit über die Burg angetragen. Da er früh ohne männlichen Nachkommen verstarb, hatte der böhmische König die Burg Appel Vitzthum von Neuenschönberg und seinen Söhne gegeben. Die waren aus Böhmen und froh, als sie die Burg an den wittelsbachischen Pfalzgrafen Otto II. verkaufen konnten.

Noch vor der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde nach dem Aussterben der Wolfsteiner die Pflegerstelle auf der Burg Wolfstein aufgelöst. Die Verwaltung des Pflegeamtes übernahm von nun an das Hofkastenamt Neumarkt. Die Burg Wolfstein verlor erheblich an Bedeutung. Der bauliche Zustand verschlechterte sich zunehmend, Gebäudeschäden wurden nur noch notdürftig repariert.

1607 wurde die Burg als „im Grunde eingegangen“ bezeichnet. Sie verfiel, diente den Neumarktern als Steinbruch. Ein Teil der einst meisterlich behauenen Steine findet sich heute im alten Kapuzinerkloster wieder, will die Mär wissen.

Saniert und geforscht

Dass es heute einen „Wolfstein 2.0“ gibt, ist derweil den Wolfsteinfreunden zu verdanken. Die begannen unter ihrem Vorsitzenden Reinhard Veit am 2. Juni 1997 mit den Sanierungsarbeiten auf dem Wahrzeichen der Stadt und stellten schnell fest, dass seit Jahrhunderten nur der Rest des ersten Stockes der einst mächtigen Burgruine zu sehen war.

Der Bauschutt der oberen Stockwerke hatte das Erdgeschoss unter sich begraben, hier war noch alles vorhanden. Dass dieses heute wieder zu sehen ist, haben die Neumarkter Reinhard Veit zu danken, der in unermüdlicher Arbeit und über 16 Jahre schob und werkelte, mobilisierte und organisierte, um die Ruine zu dem zu machen, was sie heute ist.

Es ging dabei nicht um blankes Sanieren alter Mauern: Die Wolfsteinfreunde erteilten Forschungsaufträge, ließen die Archive durchforsten, bauten ein stabiles Gerüst an Wissen rund um die Zeit auf, als auf dem Wahrzeichen der Stadt noch die Ritter hausten.

Es gibt den Zehntstadel wieder, wenn auch nur den Keller, die Kapelle steht sauber, aber ohne Dach da, die einst mächtigen Säulen im Erdgeschoss der Kemenathe sind zu bewundern und unter dem Palas findet sich der ausgeräumte und hergerichtete Vorratskeller der Burg wieder. Wer eintauchen will in die Vorgeschichte, kann dies bei einer Führung durch die Wolfsteinfreunde; Kontaktaufnahme ist unter dem Internet-Auftritt möglich.

Zieht es einen als Wanderer auf die Burg, geht auch dies: Es gibt eine wunderbare Route, die über das Wahrzeichen der Stadt führt. Und wer danach noch zünftig einkehren möchte, kann das im Gasthaus Sammüller. Es ist nur einige hundert Meter weg, wenn man den Weg über die Steilwand hinunter geht. Bequemer ist es, mit dem Auto über die Pelchenhofener Straße zum Schafhof zu fahren.

Noch einfacher geht es Mittwoch, Samstag und Sonntag: Da lädt die Wirtin der Burggaststätte Wolfstein, malerisch neben der Ruine gelegen, in Biergarten und Wirtshaus. Aber das nur an diesen drei Tagen nachmittags.

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