Zehenschuhe statt schicker High Heels

10.9.2012, 17:00 Uhr
Zehenschuhe statt schicker High Heels

© Johnston

„Man fühlt kleine Steine, matschigen Untergrund oder Kopfsteinpflaster viel intensiver“, schwärmt ein junger Mann von den Schuhen. Er trage sie zum Spazierengehen oder einfach zwischendurch auf dem Weg zum Supermarkt. Zur Arbeit könne er sie jedoch nicht anziehen. „Da würden die Kollegen lachen“, so der Schuhträger. Ohne die speziellen Treter hätte er Angst, Verletzungen an der Fußsohle davonzutragen. „Mit den Schuhen kann das nicht passieren.“

Immer mehr Menschen entdecken das Barfußlaufen für sich. Auf den schmutzigen Straßen zu laufen, wollen viele aber nicht. Barfußschuhe können Abhilfe schaffen. Sie simulieren die Fortbewegung ohne Schuhwerk. Und das kann gesund sein.

„Barfußlaufen ist die natürlichste Fortbewegung des Menschen“, sagt Dr. Wolfgang Hönle. Der Mediziner, der am Klinikum Neumarkt „von der Hüfte bis zur Zehe“ alles operiert, plädiert für das Laufen ohne Schuhe. Die speziellen Barfußschuhe hält er für eine Modeerscheinung, die nicht unbedingt sein müsste.

Ungeübte jedoch, die empfindlich reagieren und wenig Hornhaut an den Füßen haben, könnten sich zunächst mit einem Paar Handschuhe für die Füße „warmlaufen“.

Hersteller gibt es mehrere. Meist sind die Schuhe nicht in Läden, sondern über das Internet oder in großen Sport-Ketten zu haben. Sie kosten rund 100 Euro. Die Oberfläche ist aus Kokos-Aktiv-Kohle für natürliche Atmungsaktivität hergestellt. Die Treter können in der Waschmaschine bei 30 Grad gewaschen werden. Ihre elastische Sohle besteht aus einer speziellen Gummimischung, aus der auch die Sohlen normaler Wanderstiefel gefertigt werden. Sie ist ergonomisch vorgeformt und an den Seiten sowie den Zehen hochgezogen. Der Schuh sitzt eng an – und natürlich schlüpft man in ihn ohne Socken hinein.

„Im Garten oder zuhause sollte man auf jeden Fall barfuß laufen“, sagt Hönle. Menschen, die durch das regelmäßige Gehen ohne Schuhe eine dickere Hornhautschicht bilden, bemerken den Untergrund oder kleine Steine weniger. „Alles eine Sache der Übung“, so der Mediziner Wolfgang Hönle.

Fußmuskulatur wird trainiert

Wer ohne einengende Schuhe durchs Leben spaziert, regt die Fußmuskulatur an und trainiert sie. Fehlstellungen wie Platt-, Senk- oder Spreizfüße können so vermieden werden. Der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten rät gesunden Menschen sogar, jeden Tag eine Stunde ohne Schuhe zu gehen.

Natürlich geht es nicht ganz ohne Schuhe. Vor allem beim Sport schonen und stützen sie die Gelenke. Barfuß können Erschütterungen nicht gedämpft werden, die manchmal bis zur Wirbelsäule reichen können. Unter Fußfehlstellungen leiden vor allem Frauen. Sie sollten getrost ab und an die hohen Absätze im Schrank lassen – auch wenn ein eleganter schwarzer High Heels schicker aussieht als ein grau-blauer Zehenschuh.

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