Zinnbauer: Vom Henger zum Hamburger SV

23.9.2014, 11:27 Uhr
Zinnbauer: Vom Henger zum Hamburger SV

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Auf den ersten Blick scheinen der Henger SV und der Hamburger SV nur die Abkürzung (HSV) gemein zu haben. Doch seit vergangenen Dienstag verbindet die beiden Vereine viel mehr: Mit Joe Zinnbauer hat nun der Ex-Coach der Oberpfälzer den Trainerposten im hohen Norden übernommen.

Josef Bauer, Vorsitzender des Henger SV, erinnert sich noch gut an den ehemaligen Weggefährten. „Dass Joe den Sprung bis nach ganz oben in die 1. Bundesliga schafft, das konnte natürlich niemand ahnen“, sagt Bauer. „Aber dass er seinen Weg im Profibereich machen wird, das war ihm schon damals anzumerken.“

Furiose Aufholjagd

Damals – das war die Zeit von der Winterpause 2003/04 bis zum Saisonende 2004/05. Joe Zinnbauer, der eigentlich Josef heißt, hatte Heng vor Beginn der Rückrunde als Tabellenletzten der Bezirksliga übernommen und startete eine furiose Aufholjagd – am Ende fehlten nur wenige Punkte zum Klassenerhalt.

„Innerhalb kürzester Zeit war Joe es gelungen, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen taktisch und spielerisch umzustellen“, erzählt Vorsitzender Bauer. Diese führte der mittlerweile 44-Jährige auch in der folgenden Spielzeit 2004/05 fort, so dass am Ende der Saison ein zweiter Platz in der Kreisliga zu Buche stand. Erst in den Relegationsspielen um den Aufstieg in die Bezirksliga scheiterte der Henger SV dann am ASV Neumarkt II.

Doch Zinnbauer fungierte nicht nur als Trainer, sondern unterstützte sein Team auch als Spieler (42 Spiele, acht Tore). Ohne feste Position habe er „immer dort ausgeholfen, wo er am dringendsten gebraucht wurde“, erinnert sich Bauer. Und das, obwohl der gebürtige Schwandorfer seine Profikarriere, die ihn unter anderem zum Karlsruher SC und dem 1. FSV Mainz 05 führte, aufgrund eines schwerwiegenden Knorpelschadens im Knie schon im Alter von 28 Jahren aufgeben musste.

Bauer beschreibt den neuen Coach der Rothosen als einen „super Typen“ mit „lockerer Art“. Der 44-Jährige gilt auch als großer Motivator und „ausgefuchster Trainer, der ganz genau weiß, wie er die Spieler anzupacken hat“. Noch immer steht Vorsitzender Bauer mit Zinnbauer in Kontakt.

Dauerhafte Größe

Genau wie der Vorstandsvorsitzende des Henger SV traut auch Thomas Stellwag, von 2002 bis 2004 Zinnbauers Co-Trainer beim TSV Wendelstein, seinem ehemaligen Kollegen zu, eine dauerhafte Größe beim HSV zu werden: „Egal, was Joe macht, er steht immer zu 100 Prozent dahinter.“

Dieser Ehrgeiz führte ihn nach den Trainerstationen beim SK Lauf (1996 bis 1997), dem TSV Wendelstein (1998 bis 2004) und dem Henger SV (2004 bis 2005) über den VfB Oldenburg (2005 bis 2010) und den Karlsruher SC (2011 bis 2012 Co-Trainer der ersten Mannschaft, 2012 bis 2014 Chefcoach der zweiten) vor Beginn dieser Spielzeit zum Hamburger SV.

Dort formierte Zinnbauer die in der vergangenen Saison beinahe aus der Regionalliga Nord abgestiegene U 23 in kürzester Zeit zum Spitzenreiter (acht Spiele, acht Siege) und empfahl sich so bei seinen Vorgesetzten für höhere Aufgaben.

Nachdem der Vorstandsvorsitzende der neu gegründeten HSV Fußball AG nach drei Spielen mit nur einem Punkt und 0:5 Toren den Glauben verloren hatte, mit Mirko Slomka noch die Wende einleiten zu können, installierte er stattdessen Joe Zinnbauer als Chefcoach der Hanseaten.

Thomas Stellwag ist sich sicher, dass seinem ehemaligen Trainerkollegen die Wende gelingen wird. Imponiert habe ihm vor allem, wie professionell Zinnbauer selbst bei einem kleineren Verein wie dem TSV Wendelstein zu Werke gegangen war. „Joe war es vom ersten Moment an wichtig, unter professionellen Bedingungen zu arbeiten.“

Darüber hinaus halfen Zinnbauer zahlreiche Kontakte, die er sich aufgebaut hatte, berichtet Stellwag. „Joe hatte sich schon in jungen Jahren ein Netzwerk an Spielern und Trainern aufgebaut. Ich weiß zum Beispiel noch, dass Thorsten Fink der Patenonkel von einem seiner beiden Kinder ist.“

Gelungener Einstand

In sein erstes Spiel als neuer Cheftrainer ging Zinnbauer ganz entspannt – und feierte sogar einen achtbaren Einstand. Gegen Rekordmeister Bayern München kam der Tabellenletzte vor 57 000 Zuschauern in der ausverkauften Hamburger Arena zu einem verdienten 0:0.

Weil der 1. FCN und auch das Kleeblatt derzeit keine Erstliga-Mannschaft haben, werden seine fränkischen und oberpfälzischen Freunde noch ein wenig auf ein Wiedersehen warten müssen.

Obwohl: Ganz abgerissen ist der Kontakt in die alte Heimat nie. In Postbauer-Heng hat Zinnbauer immer noch ein Haus stehen, weiß Josef Bauer.

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