1. Juli 1965: General im Hospital

1.7.2015, 07:00 Uhr
1. Juli 1965: General im Hospital

© Gerardi

Gestern feierten sie den 20. Jahrestag der Übernahme, zu dem der Kommandeur des 9. Hospital-Center, General Lawrence Potter, aus Heidelberg gekommen war. Da aber weder der Stadt Nürnberg noch der Bundeswehr eine Teilnahme möglich war, blieben die Amerikaner unter sich. Nur schwarzrotgoldene Fahnen neben dem Sternenbanner erinnerten an das Gastland. Der Höhepunkt des Jubiläums: die Parade auf dem Hubschrauber-Landeplatz, nach der General Potter im Park unter Bäumen die Geburtstagstorte anschnitt.

1. Juli 1965: General im Hospital

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Die Zeremonien hatten jedoch schon am Vormittag begonnen, als der Chefarzt des Hospitals Oberst Harvey C. Slocum, die Gäste willkommen hieß. „Wir sind stolz auf unsere Aufgabe, Gesundheit und Kampfkraft der hier stationieren Truppen zu erhalten und die Kranken und Verwundeten zu pflegen“, umriß er die Aufgabe, zu der auch die medizinische Überwachung des Militärpersonals und deren Angehörigen sowie die Förderung deutsch-amerikanischer Beziehungen gehört.

Oberst Gordon C. Black, der höchste Verwaltungsoffizier, machte mit dem Nürnberger US-Hospital näher bekannt, das mit den ihn unterstellten ärztlichen Einrichtungen in Nordbayern für mehr als 60.000 Soldaten und ihren Anhang sorgt. Über 8.800 Quadratmeilen mißt der Einzugsbereich. Ursprünglich zwischen 1935 und 1937 für eine Kapazität von 900 Betten errichtet, kann es im Notfall sofort wieder auf diesem Stand gebracht werden. Seitdem im Jahre 1945 die Amerikaner ihren Einzug hielten und die 17. Infanterie-Division des deutschen Heeres ablösten – am 11. Juni übernahm das 116. General Hospital das Regiment und begann wenige Tage später mit der Arbeit – sind 144.000 Patienten versorgt worden. Jährlich müssen für den Betrieb einschließlich der Zweigstellen auf dem Land, der Zahnklinik und der angegliederten Veterinärabteilung und der Nahrungskontrolle acht Millionen Mark ausgegeben werden.

Interessant sind auch die Zahlen, in denen sich das tägliche Pensum der Ärzte – unter ihnen zehn Deutsche – und des Pflegepersonals widerspiegelt; 611 ambulante Behandlungen, 397 fachärztliche Betreuungen, 610 Röntgenaufnahmen, 1.034 ausgegebene Rezepte und 1.730 Laboruntersuchungen. Für die rund 300 Patienten müssen in der Küche 1.150 Mahlzeiten bereitet werden. Die eingesetzten Fahrzeuge legen 2.500 Meilen zurück. Die erfreulichste Nachricht ist aber, daß täglich vier Kinder im Nürnberger US-Hospital zur Welt kommen und damit „Pöiterlesboum mit amerikanischen Einschlag“ werden.

Wie bei Jubiläen üblich, durften die Gäste gestern das Haus besichtigen. Außerdem zeichneten die Hausherren zahlreiche Angehörige des Hospitals für deren treue Dienste aus. Nicht nur die eigenen Landsleute kamen zu Ehren, sondern auch die Deutschen. General Lawrence Potter beglückwünschte insbesondere sechs Nürnberger, die seit der Übernahme in US-Diensten stehen: Leonore Bartosch, Georg Brosi, Käte Hörl, Maria Ruschka, Wilhelmine Sörgel und Grete Stiefler. Sie erhielten von Oberst Harvey C. Slocum Urkunde und Nadel. Zwanglos wie bei den Amerikanern üblich endete der Jubiläumstag: mit Kuchen und Kaffee, der tagsüber schon bei jeder Gelegenheit offeriert worden war.

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