28. Juni 1965: Seifenkistl rollten um den Sieg

28.6.2015, 07:00 Uhr
28. Juni 1965: Seifenkistl rollten um den Sieg

© NN

Von den 60 Buben, die ihre Seifenkistl mit den Vätern gebaut hatten, konnten sich Dieter Völker (Stadtmeister), Heinrich Michael und Werner Specht als Sieger mit Lorbeerkränzen schmücken. Alle drei dürfen nach ihrem Sieg vor der imponierenden Kulisse von 4000 Zuschauern am 25. Juli 1965 in Duisburg an dem gesamtbundesrepublikanischen Seifenkistl-Rennen um den großen Opel-Preis teilnehmen. Das Kräftemessen mit den anderen jungen Fahrern aus Deutschland wird sicherlich für die drei besten Nürnberger zu einem Höhepunkt in ihrer „Rennkariere“ werden.

Die wirkliche Bedeutung des Seifenkistl-Derbys liegt jedoch auf erzieherischem Gebiet, weshalb als Preise auch zweckgebundene Mittel zur beruflichen Ausbildung winken: 5000 Mark für den ersten Sieger, 3000 Mark für den zweiten und 2000 Mark für den dritten. Außerdem gewinnt der Bundessieger eine Reise in die Vereinigten Staaten und nimmt an den Weltmeisterschaften teil. Ob einer der Nürnberger dieses Ziel erreicht?

Stuhlfauth und Böhm als Gäste

Um die Stadtmeisterschaft, veranstaltet vom Autohaus Kropf und dem Motorsportclub Nürnberg, wurde in drei Läufen gerungen. Der Bürgermeister der Stadt Nürnberg, Franz Haas, hat als Schirmherr des Seifenkisten-Rennens in einem Grußwort treffend festgestellt: es gibt für Jungen nichts Reizvolleres als Hersteller eines Fahrzeuges zu sein, um es in einem Rennen zu präsentieren. Vor dem offiziellen Rennen, das Christl Freiberger eröffnete, fuhr Schauspieler und Kameramann Kurt Hepperln eine Ehrenrunde im Kistl, um die Strecke zu „testen“.

Unter den Ehrengästen aus der Nürnberger Wirtschaft, die auch heuer viele Preise stiftete, sah man den früheren NSU-Weltrekordler und Faschingsprinzen Hermann Böhm. Als besonderer Publikumsliebling erwies sich einmal mehr der Altinternationale Heiner Stuhlfauth vom 1. FC Nürnberg, der mit seiner Gattin dem Rennen beiwohnte. Rennleitung und Organisation sorgten für eine gute Fahrt aller kleinen Rennfahrer. „Onkel Koch“ schwang die Fahne am Ziel; Rudolf Sperl und Herbert Schuster unterrichteten die Zuschauer über das Geschehen. Vor Beginn des Derbys und in den Pausen zwischen den heißen Kämpfen erfreute die „Dragoon Band“, ein Musikkorps des 2. US-Panzer-Regiments unter der Leitung von Samuel Petersohn das Publikum mit flotter Marschmusik.

Mit 40 Stundenkilometern

Beachtliche Leistungen vollbrachten die „Seifenkistler“ auf der Piste am Norisring, auf der sie durchschnittlich 40-Stunden-Kilometer fuhren. Umringt von Kameraleuten und Photoreportern sah man am Ende die drei strahlenden Sieger der Nürnberger Stadtmeisterschaft, die je einen Lorbeerkrenz erhielten. Dr. Ficht überreichte als Vorsitzender des Motorsportclubs Nürnberg dem Stadtmeister Dieter Völkel auch noch einen Silberpokal.

Aus dem Mannschaftsrennen ging das Kaufhaus Merkur vor der Tuspo-Mannschaft und den Siegafahrern (Siegfried-Garagen-Bayerische-Reißzeugfabrik) als Gewinner hervor. Bei einem dritten Rennen um den Wanderpreis des ADAC Gaues Nordbayern war die Mannschaft von Gerolzheim (Unterfranken) vor dem Motorsportclub Nürnberg ganz knapp erfolgreich. Weltrekordler Böhm und Altinternationaler Stuhlfauth fuhren mit Sturzhelm gesichert eine Ehrenrunde, die der berühmte Fußballer gewann. Heiner Stuhlfauth sagte nach seinem Sieg über den vielbeklatschten Erfolg „Ich habe halt mehr trainiert.“

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