15. Oktober 1965: Nun rundet sich die Ringstraße

15.10.2015, 07:00 Uhr
15. Oktober 1965: Nun rundet sich die Ringstraße

© Bischof & Broel

Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter und Bürgermeister Franz Haas schnitten auf der nagelneuen Gustav-Adolf-Brücke das rotweiße Band durch und gaben die fast drei Kilometer lange Verbindung zwischen der Von-der-Tann-Straße und der Schweinauer Hauptstraße frei. 6,4 Millionen Mark sind dafür ausgegeben worden. Die unmittelbar östlich davon gelegene Privatbrücke der Vereinigten Deutschen Metallwerke (VDM) kostete eine Million Mark.

Die feierliche Zeremonie im Morgennebel war jedoch nicht nur wegen der hohen Bausumme gerechtfertigt. Nürnberg besitzt jetzt im Süden eine Ringstraße, die – freilich noch mit Schönheitsfehlern – von der Fürther Straße bis zur Regensburger Straße reicht.

Baureferent Stadtrat Heinz Schmeißner, der als erster auf das Rednerpult im Scheitelpunkt der Brücke kletterte, rühmte das Werk als „Mosaikstein in der lebensnotwendigen Verkehrssanierung“ und als „Stück echter Ringstraße“. Die Zuhörer – es waren nicht wenige Bürger gekommen – überraschte er mit der Botschaft, daß wie bisher schon die Straße auch die neue Brücke den Namen des berühmten Schwedenkönigs trägt.

Wichtiger aber war seine Mitteilung, daß die Verhandlungen mit der Bundesbahn wegen der schmalen Unterführung in der Nopitschstraße erfolgreich verlaufen sind. Heinz Schmeißner kündigte an, daß der Ausbau „bald beginnen kann“.

Oberbürgermeister Dr. Urschlechter wiederholte nach dem Referenten sein Bittsprüchlein um gutes Finanzwetter bei Bund und Land. Beifälliges Volksgemurmel erntete er, als er dankbar der unbekannten Steuerzahler gedachte, die den Bau ermöglicht haben. Dann durchschnitt das Stadtoberhaupt mit Franz Haas das Band, bewacht von Heinz Schmeißner, der ein Zipfelchen für seine Sammlung einsteckte. Die erste Autokolonne konnte rollen.

Die 67 Meter lange und 26,5 Meter breite Gustav-Adolf-Straße im mittleren Ring schwingt sich ohne Stützen über die sieben Gleise westlich vom Schweinauer Bahnhof und ersetzt den schienengleichen Übergang der Exerzierplatzstraße.

Das Bauwerk, bei dem eine künftige Elektrifizierung der Bahnlinie Nürnberg-Ansbach-Stuttgart schon berücksichtigt wurde, trägt 60 Tonnen und besitzt zwei westliche und drei östliche, durch einen Mittelstreifen getrennte Fahrbahn sowie zu beiden Seiten drei Meter breite Gehsteige.

Weil der schienengleiche Bahnübergang aufgelassen wird, mußte zur Aufrechterhaltung des werksinternen Verbindungsverkehrs der VDM eine zweite, 8,5 Meter breite Brücke gebaut werden, die von der städtischen Gustav-Adolf-Brücke durch ein auf das Geländer aufgesetztes Gitter getrennt wird. Nicht zuletzt aber haben die Straßenbauer kräftig mitgemischt.

Es entstand eine 1,8 Kilometer lange „Autobahn“ zwischen der Wallensteinstraße und der Schweinauer Hauptstraße mit je zwei, durch Grünstreifen getrennte Fahrbahnen je Richtung. Nicht vergessen wurden breite Gehsteige zu beiden Seiten, Omnibusbuchten und – wo der Platz dafür noch ausreichte – auch Parkstreifen. 15.000 Kubikmeter Erde mußten dafür abgetragen, 85.000 Kubikmeter an anderer Stelle wieder aufgeschüttet werden.

Verwandte Themen


1 Kommentar