17. Oktober 1965: Die Langwasser-City ist in Sicht

17.10.2015, 07:00 Uhr
17. Oktober 1965: Die Langwasser-City ist in Sicht

© Gerardi

Der stattliche Komplex wird bis Ende nächsten Jahres etwa 3.000 Bürgern in 842 Wohnungen ein neues, schönes Zuhause bieten. „Aber auch eine moderne City soll nun langsam in dieser aufblühenden Trabantenstadt entstehen!“ erklärte Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter und gab – „das habe ich in dieser festlichen Stunde so gewollt!“ – bekannt, noch bis zum Winter die Plankonzeption für dieses gigantische Projekt für über 100 Millionen DM der Bevölkerung vorzustellen.

Diese große Mittelstadt für künftig 60.000 Einwohner, mit Nürnberg nicht nur durch eine geplante U-Bahn verbunden, soll quasi aus der Retorte entstehen und dennoch ihr „bestimmtes Gesicht“ erhalten und kein „Shopping-Center“, sondern „bürgerschaftlicher Mittelpunkt“ für alle Bewohner des Trabanten im Süden sein.

Ehe jedoch der Oberbürgermeister den Richtfestgästen dieses aktuelle Vorhaben vorstellte, war der Polier auf dem First eines zwölfgeschossigen Stahlbeton-Kolosses mit rund einhundert Wohnungen an der Reihe. „Bürgersinn und Schaffenskraft schafft eine neue Nachbarschaft!“ rief er herab und zerschmetterte auf das Wohl aller Beteiligten ein Glas nach dem anderen. Danach schilderte Direktor Erich Schneider von der „Südaufbau“ – diese Nürnberger Wohnungs- und Aufbaugesellschaft wirkt für die Nachbarschaft K erstmals als federführend in Langwasser – die Entwicklung der fortschrittlichen Parzelle zwischen Friedensdorf- und Görlitzer Straße, die 26 Häuserblocks mit vier bis zwölf Geschossen aufweist.

Ein großes gewerbliches Zentrum

Harmonisch fügen sich die Wohnquader ineinander, trotz ihrer äußerlich verschiedenen Gestalt. Daß dieser Eindruck entsteht, ist ein Verdienst des Architekten Dipl.-Ing. Heinz Buff, Nürnberg, der nicht nur den Bebauungsplan entworfen, sondern auch die künstlerische Oberleitung erhalten hatte. Trotz der – gewünschten – Vielfalt architektonischer Beiträge ergab sich somit ein einheitliches Städtebild. Landschaftsgärtnerisch richtet es sich nach dem Rahmenplan, den Architekt Thiele aufgestellt hat.

Einige technische Finessen, die auf diesem „schwierigen Gelände“ wahr geworden sind, lassen erkennen, wie fortschrittlich und weitsichtig gedacht wurde: die Nachbarschaft hat Anschluß an die spätere Untergrundbahn, die Zahl der Kfz-Abstellplätze überschreitet das Minimum nach der Ortssatzung, alle Gebäude sind erstmals uneingeschränkt an das zentrale Heizwerk für Langwasser angeschlossen und werden von dort mit Heizenergie und Warmwasser versorgt. Viele Hindernisse für eine zügige Bebauung entfielen durch die sorgfältige Vorerschließung, für die von den Bauträgern – Südaufbau GmbH, Nürnberger Aufbaugesellschaft, Neue Heimat, Haus- und Grundbesitzerverein, Haushaltsamt der Stadt Nürnberg – 4,5 Millionen DM bereitgestellt worden waren.

Ein gewerbliches Zentrum, das aus 13 Einrichtungen vielfältiger Art besteht, ist zu Ostern 1966 voll eingerichtet. Die 26 Wohnblocks mit 275.000 Kubikmetern umbauten Raumes verteilen sich, aus der „Wüste“ ehemaliger Steinbaracken für Ausländer gestampft, auf rund 50.000 Quadratmeter Fläche. „Aber alle unsere Vorarbeit trägt nun reiche Früchte!, sagte Direktor Joseph Haas von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Nürnberg (WBG), der Planungsträgerin für Langwasser. „Die Nachbarschaften in den verschiedenen Stadien auf der vermutlich größten Baustelle Europas sind differenziert; sie tragen die Handschriften aller beteiligter Architekten!“

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