26. Oktober 1965: Ein jeder soll schwimmen können

26.10.2015, 07:00 Uhr
26. Oktober 1965: Ein jeder soll schwimmen können

© Eißner

Bis zu diesem Ziel ist zwar noch ein weiter Weg, weil vorerst die nötigen Hallen fehlen, aber die Weichen wurden bereits gestellt. Wenn sich alle Pläne verwirklichen lassen, werden die Volksschulen in Zukunft über 14 Lehrschwimmbecken verfügen. Am Hallenbad Süd und am Lehrschwimmbecken auf der Insel Schütt wird schon gebaut.

Als weitere Pläne liegen in der Schublade griffbereit: je ein Bezirkshallenbad in Langwasser und Röthenbach für fünf und neun Schulen; Lehrschwimmbecken auf der Deutschherrnwiese für fünf, in der Schnieglinger Straße für sieben, am Heroldsberger Weg für acht, in der Tusneldastraße für sieben und am Maffeiplatz für vier, in der Gibitzenhofstraße für fünf, Dunantstraße für sechs und Zollhausstraße für sechs Schulen. Bis 1967/68 sollen sechs bis sieben Lehrschwimmbecken fertig, zumindest aber im Bau sein.

26. Oktober 1965: Ein jeder soll schwimmen können

© Ulrich

Vorerst müssen sich das Sportamt, bei dem die Fäden für den Schwimmunterricht zusammenlaufen, und die Schulen noch mit der Halle II des Volksbades und dem Lehrschwimmbecken in der Hegelstraße begnügen. Nach dem „Generalstabsplan“ von Edi Sers, dem Referenten im Sportamt, steht die Halle II den Volksschulen von Dienstag bis Freitag, jeweils vormittags, und am Montagnachmittag zur Verfügung, den höheren Schulen am Dienstag-, Donnerstag- und Freitagnachmittag. „Wir fangen langsam an, nur noch die 5./6. Klassen schwimmen zu lassen“, erklärt Edi Sers. Nach seinen Erfahrungen sind die Kinder im besten „Schwimmalter“.

Die Hegelschule ist allerdings dazu übergegangen, bereits die Erst- und Zweitklässer mit dem nassen Element vertraut zu machen. Ihr Becken steht auch den umliegenden Schulen offen. „Aber wir müssen straff planen und uns auf eine Altersgruppe beschränken, sonst kommen wir überhaupt nicht mehr durch“, meint Sers. Wenig Verständnis zeigt er für das nur in Bayern gültige Gesetz, wonach Buben und Mädchen nicht miteinander turnen dürfen.

Dadurch werde die ohnehin schwierige Koordination zwischen den einzelnen Schulen zusätzlich erschwert. Auch gewisse Vorurteile der Eltern müssen abgebaut werden. Viele fürchten mögliche Erkältungsgefahren im Unterricht. Diese Angst sei unberechtigt, denn in den Schwimmhallen herrscht immer eine gleichbleibende, angenehme Temperatur. Auch im Wasser braucht niemand zu frieren. Lehrer und Bademeister achten zudem streng darauf, daß niemand das Bad verläßt, ohne sich vorher abgekühlt und warm angezogen zu haben. Und Abhärtung kommt den Kindern später zugute.

Vereine suchen Talente

Trotz aller Schwierigkeiten gibt sich das Sportamt optimistisch. „Wir liegen mit den Volksschülern, die schwimmen können, zwar nicht an der Spitze, mit etwa 60 Prozent aber doch über dem Durchschnitt!“ Handfeste Zahlen rechtfertigen dieses gute Gefühl: Seit 1964 die Schwimmabnahme eingeführt wurde, haben etwa 3.000 Kinder den Frei-, Fahrten- oder Jugendschwimmschein erhalten! Großen Anklang finden nach wie vor das Schwimmen für Mütter mit Kindern von fünf bis sechs Jahren und das Kinderschwimmen von sechs bis acht Jahren.

Wesentlich unzufriedener als die Volksschulen sind die höheren Lehranstalten. Sie bemängeln, daß die Halle II erst bei Unterrichtsbeginn geöffnet wird, nur eine Umkleidekabine zur Verfügung steht und die Bademeister die Halle vorzeitig wieder frei haben wollen, „angeblich der Reinigung wegen“.

Aber auch bei diesen Schulen sind die Leistungen beachtlich. So konnten am Ende des Schuljahres 1964/65 in einem Gymnasium 95 v. H. der Schüler schwimmen; 645 besaßen das Freischwimmerzeugnis, 583 das Fahrtenschwimmerzeugnis, 376 das Leistungsschwimmerzeugnis und 217 den Grundschein. Es gab nur 38 Nichtschwimmer.

„Ziel ist natürlich die Breitenarbeit und nicht die Spitzenleistung“, betont das Sportamt. Dennoch achten die Schulen und die Behörde darauf, Talente zu den Vereinen zu bringen. So werden von Fall zu Fall Vereinsvertreter eingeladen, die „Rohdiamanten im Schwimmen“ unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht setzen einige der Schüler in wenigen Jahren schon neue Glanzpunkte für die Sportstadt Nürnberg.

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