23. Juli 1966: Superleichter "Vogel"

23.7.2016, 07:00 Uhr
23. Juli 1966: Superleichter

© Eißner

"Schwerer darf sie nicht sein", erläutert der 37jährige Spielzeug-Designer vom Modellflugclub sein privates Hobby. Zusammen mit seinem Freund Werner Strattner (33) vom Modellclub "Stratos" und dem Oberhausener Vogler stand er im deutschen Nationalteam, das bei den Weltmeisterschaften in Debrecen in Ungarn den ersten Rang belegte. In der Einzelwertung gelang Hans Beck gegen 23 Konkurrenten aus sieben Ländern der große Wurf: mit 32 Minuten und 42 Sekunden blieb sein "Flitzer" am längsten "oben".

Das Mini-Gewicht eines Saalflugmodells wird durch die Verwendung des spezifisch leichten Balsachholzes aus Südamerika mit hauchdünnem Querschnitt erreicht. Aus ihm besteht das Gerippe des superleichten Vogels: Rumpf, Leitwerk und Tragflächenumrandung. Eine Spezial-Lacklösung wird dann bei hoher Luftfeuchtigkeit auf Wasser getropft, wobei sich ein Hundertstel Millimeter dicker Film bildet. Wenn er getrocknet ist, wird damit der Flugzeugaufbau überspannt. Den Antrieb übernimmt ein Gummifaden, der aufgewickelt wird, ganz langsam abläuft und den Propeller in eineinhalb Sekunden einmal drehen läßt.

Ein solches Modell, das in einer Woche gebastelt sein kann (Materialkosten: etwa 10 DM), muß noch sorgsamer behandelt werden als ein rohes Ei. "Wenn man schnell an ihm vorbeigeht, ist die Bespannung schon im Eimer", erläutert Hans Beck. Sein Freund Werner Strattner, der in der Einzelwertung den neunten Platz belegte und vor vier Jahren Deutscher Meister war, hat die Empfindlichkeit der Modelle erst auf der Fahrt zur Weltmeisterschaft nach Ungarn bitter erfahren müssen. Obwohl er den Zöllner gebeten hatte, die Kiste mit dem wertvollen "Flitzer" nicht zu öffnen, langte er hinein und beschädigte sein bestes Stück.

In Debrecen war das Malheur bald wieder vergessen. Das Modell von Hans Beck blieb am längsten in der Luft und die ebenfalls hervorragende Leistung von Werner Strattner trug entscheidend zum deutschen Mannschaftssieg bei. Das ist um so beachtlicher, als es in der Bundesrepublik nur knapp zehn Saalflug-Modell-Bauer gibt. Zwei davon wohnen in Nürnberg – gegenüber 500 allein in Amerika.

Seinem erfolgreichsten Mitglied ("ein unkontrollierter Griff macht alles zunichte") bereitete gestern abend der Modellflugclub einen "großen Bahnhof". Vorsitzender Karl-Heinz Stadler lobte die Leistung von Hans Beck, dem er neben vielen Blumen auch die goldene Ehrennadel des Luftsportverbands Bayern überreichte. Auch sein Freund Werner Strattner vom "Stratos"-Club stand im Mittelpunkt herzlicher Gratulationen.

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