11. August 1966: Schlacke bringt Geld

11.8.2016, 07:00 Uhr
11. August 1966: Schlacke bringt Geld

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Es mag vielleicht überraschen, daß die Bundesbahn die Schlacke nicht gleich vor Ort und Stelle wegwirft, wo sie entsteht, sondern alljährlich 15.000 Waggons nach Nürnberg fährt. Bei einer Besichtigung, die der Direktion Nürnberg, Bundesbahndirektor Klaus Janson, leitete, wurde das aber ganz verständlich: die Hälfte der Schlacke besteht aus unverbranntem Scheidekoks, der durch die Erschütterungen während der Fahrt durch die Roststäbe fiel. Er wird aussortiert und in drei bahneigenen Heizwerken in Nürnberg verfeuert.

11. August 1966: Schlacke bringt Geld

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Unweit dieser Schlackenscheideanlage mit Seltenheitswert wurde das zweite Ziel der Besichtigung angetroffen: die Waschanlage für Dampflokomotiven. Gerade Dampfloks mit ihren gut geschmierten Maschinenteilen, Pleuelstangen und Kurbeln werden im Dienst ganz schön dreckig. Das Bahnbetriebswerk Nü-Rangierbahnhof ist der "Heimathafen" für 60 solcher Maschinen. (Die Bundesbahn besitzt neben je 2000 elektrischen und Diesellokomotiven noch immer fast 4000 von ihnen und es wird wohl noch ein gutes Jahrzehnt dauern, bis die letzte ausgedient hat.)

11. August 1966: Schlacke bringt Geld

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Früher stürzten sich von Zeit zu Zeit Putzerkolonnen von 15 bis 20 Leuten auf die Loks und brachten sie in mühevoller Arbeit mit viel Putzwolle wieder auf Hochglanz. Heute wird jede Lokomotive nach 4000 Kilometern Lauf allmonatlich auf den Waschstand gebracht, durch ein "Waschportal" und einen Unterflurwaschwagen mit einem laugenhaltigen Reinigungsmittel besprüht, dann durch aufgespritztes 70 bis 80 Grad heißes Wasser mit 20 Atmosphären Druck radikal abgewaschen. So radikal, daß man nachher den schwarzen Anstrich von Kessel, Führerhaus und Tender wieder ein wenig auffrischen muß.

Jeden Tag kommen zwei Dampflokomotiven unter diese "Wasserspiele" und die Anlage, die seit 1962 besteht und dieses Jahr nochmals verbessert worden ist, wird den Dampfbetrieb bei der Bundesbahn sicher überleben: sie läßt sich später ohne weiteres für Diesel- und Elektrolokomotiven umfrisieren.

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