17. September 1967: Messe auf dem Markt

17.9.2017, 07:00 Uhr
17. September 1967: Messe auf dem Markt

© Gerardi

Die traditionsreiche Nürnberger Verkaufsmesse, die jahrelang mit wenigen günstigen Plätzen vorlieb nehmen mußte, steht vor dem Schönen Brunnen und soll nun nach dem Willen des Stadtrats und der Verwaltung künftig in jedem Frühjahr und Herbst auf dem Hauptmarkt stattfinden.

Darüber herrscht beim "Bayerischen Landesverband ambulantes Gewerbe" begreiflicherweise große Freude. Werden doch die wandernden Händler in vielen Städten und Gemeinden von ihren angestammten Fleckchen vertrieben, weil der Verkehr stärker ist als alte Budenherrlichkeit. So konnten es viele Händler kaum glauben, als sie erfuhren, daß die Nürnberger Messen wieder auf dem schönsten Platz im Herzen der Stadt abgehalten werden dürfen.

Der Landesverbandsvorsitzende des ambulanten Gewerbes, Gerhard Jauß, war aus München gekommen, um gestern bei der Eröffnung dem Stadtrat, vertreten durch Rolph Mader und Albert Bielstein (beide SPD), und der Stadt, vertreten durch Bürgermeister Franz Haas und dem Wirtschaftsreferenten, Professor Dr. Johann Sebastian Geer, herzlich für ihr Entgegenkommen zu danken.

Es gibt jährlich noch 2.800 Märkte in Bayern, berichtete Jauß. Über 30.000 Händler reisen mit einem Gewerbeschein von Ort zu Ort, über 100.000 Menschen verdienen allein in Bayern mit ambulantem Handel ihr Brot. Der Umsatz habe im letzten Jahr zwischen Alpen und Main zwei Milliarden betragen. Mit diesen Zahlen belegte Jauß die Bedeutung der reisenden Einzelhändler, die oft 15 Stunden am Tag arbeiten müssen.

Bürgermeister Haas erinnerte an die vielen Behelfslösungen und fand, daß die Stände schön aufgebaut sind und den Hauptmarkt bereichern. Die Nürnberger Verkaufsmesse erstreckte sich früher von der Jakobskirche, wo Geschirr angeboten wurde, über die Engelhardsgasse bis zur Frauentormauer. Als erstes entfiel der Jakobsplatz, der Parkplatz wurde, dann entstand an der Engelhardsgasse eine Großtankstelle, so daß den Händlern nur noch das Gelände an der Frauentormauer blieb. Von dort wurden sie beim Plärrerbau für ein Jahr auf die Insel Schütt verbannt, dann durften sie wieder ans Frauentor zurückkehren.

Vier Jahre später kam es zur "Vertreibung" auf den Gewerbemuseumsplatz, auf dem die Händler ausharrten, bis ihnen jetzt der Hauptmarkt freigegeben wurde. Die "grünen" Marktleute müssen bis zum Monatsende zwar etwas zusammenrücken, doch sie taten es gern, weil sie damit rechnen können, daß die Messebesucher im Vorbeigehen auch das eine oder andere Pfund Obst kaufen.

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