Wurde die Noris von Römern gegründet?

1.4.2008, 00:00 Uhr
Wurde die Noris von Römern gegründet?

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Die Vermutung, dass Nürnbergs Geschichte nicht erst im Jahre 1050 nach Christus beginnt und dass die Römer bei der Gründung dieser Siedlung Pate standen, ist nicht neu: Bereits der aus Augsburg stammende Geschichtsschreiber Sigismund Meisterlin äußerte Ende des 15. Jahrhunderts in seiner «Nieronbergensis Chronica» den Verdacht, dass Nürnberg in Wirklichkeit eine römische Gründung sei. Niemand anderes als Drusius Nero, der Bruder des späteren Kaisers Tiberius Claudius Nero, soll hier etwa im Jahre 10 vor Christi Geburt bei einem Feldzug sein Lager aufgeschlagen haben. Möglicherweise war es aber auch Tiberius selbst, der um 9 vor Christus nach Germanien aufgebrochen war, um den Leichnam seines bei einem Reitunfall verstorbenen Bruders nach Rom zu überführen. Der Name Nürnberg lautet nach dieser Theorie, die sich auch in der Neubauer’schen Familienchronik findet, also in Wirklichkeit «Neroberg».

Bislang waren die Belege für eine römische Gründung allerdings eher spärlich. So wurde behauptet, dass der «Heidenturm» auf der Burg seinen Namen deshalb trage, weil sich an diesem Ort ursprünglich ein der Göttin Diana geweihter Tempel befand.

Die Zufallsfunde in Eibach sind da schon von anderer Natur: Es handelte sich um Mauerreste, deren Material und Bautechnik große Ähnlichkeit mit römischen Ruinen aufwiesen. Vollends klar wurde die Sache, als auch Münzen und Amphorenscherben aus der Zeit von Kaiser Augustus auftauchten, der ja niemand anderes als der Adoptivvater von Tiberius war.

Der Eibacher Gartenbesitzer, der selbst begeisterter Hobby-Archäologe ist, vermutet, dass er auf die Überreste einer ehemaligen römischen Handelsniederlassung gestoßen ist, in der Tauschhandel mit der damals einheimischen Bevölkerung getrieben wurde. Die Station hatte wohl nicht lange Bestand, denn bekanntlicherweise zogen sich die Römer nach den verheerenden Niederlagen des Varus gegen die Germanen wieder bis an den Rhein und die Donau zurück.

Weitaus erstaunlicher als diese historischen Tatsachen ist allerdings der Umstand, dass die zuständigen Behörden dem Römerfund in Eibach wohl keine große Bedeutung zumaßen. Anders ist es kaum zu erklären, dass sie dem Gartenbesitzer erlaubten, auf der Basis der Mauerreste eine Art Rekonstruktion der Gebäude anzufertigen. Herausgekommen ist auch kein eigentlich «römisches» Bauwerk, sondern eine Art Ruinenarchitektur im Stil der barocken Schlossgärten Unser Foto zeigt einen Ausschnitt dieser Anlage, deren größerer «Bruder» sich übrigens in der Fränkischen Schweiz befindet und der dort schon des Öfteren für größeres Medienecho sorgte. Großer Wert wurde allerdings darauf gelegt, dass der historische Kern frei blieb und so immer noch von Archäologen untersucht werden kann.

Da der Gartenbesitzer keinen Wert auf zu große Besucherströme legt, möchte er nicht mit vollem Namen bekannt werden. Er hat sich aber auf Wunsch der NZ bereiterklärt, heute am frühen Nachmittag interessierte Leser und Bürger durch seinen Garten zu führen. Treffpunkt ist um 14 Uhr am ehemaligen Postamt in der Heidestraße / Ecke Laurentiusstraße. Es empfiehlt sich, einen Fotoapparat mitzubringen. Wegen des zu erwartenden großen Interesses hat sich bereits schon der Bayerische Rundfunk mit einem Fernsehteam angemeldet, der einen Bericht in der Abendschau Franken um 17.35 Uhr plant.

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