10. Dezember 1962: Ein Ruf fürs neue Jahr

10.12.2012, 08:28 Uhr
10. Dezember 1962: Ein Ruf fürs neue Jahr

© Gertrud Gerardi

Zwei Jahre lang bewährt sich jetzt der katholische soziale Hilfsdienst des Dekanats Nürnberg-Fürth, und auch für 1963 ergeht wieder der Aufruf an alle Gutwilligen, sich als Samariter einzustellen. Im Caritas-Pirckheimer-Haus, Königstraße 64, waret man gerne auf Anmeldungen; hier nimmt sie das Büro der Katholischen Jugend entgegen.

Sie scheuen keine Anstrengungen

Die meisten freiwilligen Helferinnen, die alle vier Wochen einen Sonntag opfern, um ein gutes Stück nützliche Arbeit zu leisten, sind junge Menschen – Mädchen aus allen Berufskreisen, Schülerinnen und Studentinnen. Viele von ihnen nehmen die Anstrengungen längerer Anfahrten in Kauf und reisen in aller Herrgottsfrühe sogar aus Cadolzburg und Schwabach, Boxdorf und Altenfurt, Schwaig und Fischbach herbei.

Rasch schlüpfen sie in ihre weißen Schürzen und packen zu, wo immer sie gebraucht werden. „Nächstes Jahr müssen wir leider die Babies allein lassen“, sagen die beiden 18jährigen Freundinnen Brigitta und Renate, „denn auf uns wartet im Institut der Englischen Fräulein das Abitur.“ Im Caritas-Pirckheimer-Säuglingsheim erfüllen sie mit 33 weiteren Helferinnen ihre Aufgaben: sie waschen und wickeln und füttern die kleinen Racker, betreuen sie im „Ställchen“ und spielen mit ihnen „Hoppe-hoppe-Reiter“.

„So ein Tag ist mühsam“, meint die 19jährige kaufmännische Angestellte Sybille, „aber er macht auch große Freude – ganz abgesehen davon, daß man sehr viel lernen kann.“ Ein herzliches Verhältnis hat sich zwischen den Schwestern und ihren – freilich nicht vorgebildeten – Assistentinnen entwickelt; der Respekt vor der Leistung all der unermüdlichen Pflegerinnen ist ebenso groß wie umgekehrt die Achtung vor dem Hilfswillen der jugendlichen Gäste.

„Wir sind sehr dankbar, stolz und froh auf unsere Mädchen“, sagt Schwester-Oberin Helmtrud, „wir möchten sie bei der wachsenden Arbeit im Heim nicht mehr missen.“ Trotzdem scheiden immer wieder einmal Kräfte aus – wenn ihre Verpflichtungszeit (mindestens ein halbes Jahr) abgelaufen ist oder weil sie aus dem Dekanatsbereich verziehen oder eigene Aufgaben sich vergrößert haben. Deshalb muß von Jahr zu Jahr um neue „Freiwillige“ geworben werden, um jene Helferschar zu sichern, auf die Heime, Krankenhäuser und auch die Bahnhofsmission so große Hoffnungen setzen.

10. Dezember 1962: Ein Ruf fürs neue Jahr

© Gertrud Gerardi

„Wie viele Witwen könnten es mir gleichtun“, räsoniert die 62jährige Hanna G., die seit dem Tod ihres Mannes alle 14 Tage sonntags vom Reichelsdorfer Keller ins Theresienkrankenhaus fährt, um neben den hundert Schwestern im Küchendienst zu arbeiten. „Das Gefühl des Ausgefülltseins ist ebenso schön wie das Wissen, nützlich zu sein – und außerdem habe ich einmal Abstand vom Zuhause, in dem ich sonst täglich meine beiden Enkelkinder umsorge und die Wohnung in Ordnung halte.“ Die Ordensfrauen wissen auch Kochkunst und Temperament ihrer Helferin zu schätzen; es wird viel und gern gelacht.

Immer neue Aufgaben

40 Mädchen und Freuen kehren in dieses große Krankenhaus mit seinen zwölf Stationen ein, helfen beim Herrichten der Betten und beim Servieren, unterstützen die pflegerische Arbeit der Schwestern und erledigen kleine Handreichungen in den Teeküchen. Ebenso vielseitige Aufgaben fallen für die übrigen Samariterinnen im Kinderheim St. Ludwig, im Jugendhaus Stapf und im Altersheim St. Willibald an. Keine von ihnen will als „leuchtendes Vorbild der Nächstenliebe“ gelten. Ihr stilles Wirken stellt ihnen ein Zeugnis aus, das mehr wiegt als Worte.

Aus den Nürnberger Nachrichten vom 10. Dezember 1962

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