10. Juli 1966: Oma und Opa haben ein gutes Zuhause

10.7.2016, 07:00 Uhr
10. Juli 1966: Oma und Opa haben ein gutes Zuhause

© Gerardi

In dieser Feier erhält das repräsentative Gebäude, das in seiner Art einmalig im Bundesgebiet ist, den Namen "Fritz-Hintermayr-Heim". Damit erinnert es an den vor zwei Jahren verstorbenen privaten Millionenspender. Die Angehörigen Fritz Hintermayrs werden beim Festakt zugegen sein.

Der krankenhausähnliche Betrieb ist bereits aufgenommen – allerdings nur in vier von acht Stationen. Von 194 Betten sind erst 140 belegt, weil – in diesem Zusammenhang besonders bedauerlich – die Pflegekräfte fehlen. Hingegen liegen 500 Vormerkungen um Aufnahme alter, gebrechlicher Leute vor!

"Wir wollen mit und in diesem Haus versuchen, das Einzelschicksal zu mildern!", sagte gestern Sozialreferent Dr. Max Thoma bei einer Vorbesichtigung des 115 Meter langen, vierstöckigen Traktes, der so angelegt ist, daß sich die Patienten in ihren Zwei-, Drei- und Fünfbettzimmern noch einmal der Sonnenseite des Lebens zuwenden können. Wer aufstehen darf, kann in den gepflegten Grünanlagen beim Pegnitzufer kleine Spaziergänge machen.

Mit über 730 Pflegebetten im Areal – 1912 wurde der erste Komplex an der Veilhofstraße gebaut, dann aber zunächst als Lazarett "beschlagnahmt" – stellt jetzt das Sebastianspital die größte geschlossene Alterspflegeanstalt in Westdeutschland dar. Alle Gebäude sind mit unterirdischen Gängen verbunden. Die Versorgung der Patienten auf zusammen 23 Stationen klappt reibungslos. Vorgeheizte Wärmewagen, von einer Zugmaschine gezogen, transportieren die Mahlzeiten durch das Tunnellabyrinth bis zu den Betten oder in die Speiseräume.

Die Hoffnung, alle 87 Patientenzimmer und damit auch die noch freistehenden oberen Stockwerke des Hauses im Oktober belegen zu können, hegt Oberamtmann Hans Wagner, Leiter der Altersversorgungsanstalten. „Wir hoffen, daß unsere ständigen Bemühungen, Personal anzuwerben, bis dahin Erfolg haben!“ sagte er. "Außerdem warten wir auf den Nachwuchs aus der Altenpflegeschule!"

Wie wichtig diese "guten Geister" mit Häubchen und weißer Schürze sind, erweist die Tatsache, daß es immer mehr alte Menschen gibt, die sich allein nicht mehr helfen können. Ihnen unter die Arme zu greifen und die positiven Kräfte durch Förderung der eigenen Initiative zu wecken, ist das Ziel von Anstaltsarzt Dr. W. Jansen. Die Leistungsreserven werden jedoch nicht nur medikamentös, sondern auch durch Unterwassermassagen, Bäder, Inhalationen und Beschäftigungstherapie ausgelöst. "Wir trachten hier danach", sagte Dr. Jansen, "nicht Jahre den Leben, sondern Leben den Jahren hinzuzufügen!" Das neue Altenkrankenhaus ist eine wohldurchdachte und gute Tat.

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