10. Mai 1965: "Detektive" auf Familienfahrt

10.5.2015, 07:00 Uhr
10. Mai 1965:

© Krüppel

Der kurze Sonntagstrip am Muttertag, als touristische Zielfahrt gedacht, wurde zu einem erweiterten Familienausflug in die westliche Oberpfalz, zu der die Fahrzeuglenker vielfach Kind und Kegel mitgenommen hatten. Sieger dieses halb sportlichen, halb gesellschaftlichen Autowanderns wurde Emil Bernet von der Verkehrspolizei. Als bestes Team der sechs Damenmannschaften schnitten Else Schlosser und Christa Daßler ab. Die erfolgreichen Teilnehmer erhielten insgesamt 42 Goldmedaillen, 44 Abzeichen in Silber und 54 Plaketten in Bronze.

10. Mai 1965:

© Krüppel

Mit einer Landkarte „bewaffnet“ und einigen spärlichen Tips versehen, mußten die Aktiven kurz vor neun Uhr starten, gerade als die dickbauchigen Regenwolken unheilverkündend über der Zeppelinwiese hingen. Sie begleiteten die motorisierten Ausflügler während der ganzen Fahrt, konnten jedoch weder die gute Stimmung noch das Interesse an der unbekannten Route und den kniffeligen Aufgaben beeinflussen.

Im Gegenteil: mit windverwehten Haaren zwar, aber mit glühenden Gesichtern und heftig gestikulierend standen die Teilnehmer an den Straßenrändern und lösten mit Papier und Bleistift – und mit Überlegung – die verkehrstechnischen, kriminologischen und heimatkundlichen Fragen. Die Antworten ergaben entweder Gutpunkte oder den Namen des Ortes, in dem einer der zwölf Kontrollpunkte anzufahren war.

Einige ganz schlaue Kraftfahrer, die sich diese Mühe sparen wollen und hinter dem Wagen von Polizeipräsident Erich Hess einherfuhren, waren nur kurz auf dem richtigen Weg, wenige Minuten später mit Sicherheit auf dem Holzweg. Der Polizeichef führte seine „Schatten“ an der Nase herum und fuhr kreuz und quer durch Ortschaften. „Am Schluß hätte ich mich fast selbst nicht mehr ausgekannt.“

Wie ein Kind freute sich der ergraute Polizeibeamte, als er bemerkte, daß die „schlauen“ Füchse in die Falle gegangen waren. Mit ein wenig Geschicklichkeit hätte jeder der „Ausflügler“ auf einer der vier Routen ans Ziel finden können, auch wenn die Aufgaben in diesem Jahr schwieriger zu lösen waren als 1964.

MCN-Vorsitzender Dr. Oskar Ficht hatte zwar erklärt, der Schwierigkeitsgrad der diesjährigen Polizeigroßfahndung sei höher als alle anderen bisher, dennoch aber: „sie waren leicht zu erraten und zu errechnen“. So Oberstaatsanwalt Hans Sachs als prominenter Fahrtteilnehmer. „Dürfen Sie auf einem gekennzeichneten Fußgängerüberweg parken?“ – „Genügt zum Fahren eines Kombis für neun Personen der Führerschein der Klasse 3?“ wurde gefragt. – Als besonderen „Gag“ hatte man sich eine Kriminalgeschichte ausgedacht: die Teilnehmer mußten an Hand von Indizien einen Erpresser entlarven, der am Ziel, dem Hauptmarkt von Altdorf, an der Schießbude stand oder Getränke verkaufte. Der „Verbrecher“, ein Polizist in Zivil, war die „Schießbudenfigur“ und radebrechte nur „Bittarschän, ich nix värstähen.“

Im Lessingsaal des „Deutschen Hof“ wurden am Abend die Preise verteilt. Dr. Ficht lobte die Fahrtteilnehmer und bescheinigte ihnen Verkehrsdisziplin. Das wiederholte auch die Polizei.

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