10. November 1965: Der Anfang in uraltem Mauerwerk

10.11.2015, 07:00 Uhr
10. November 1965: Der Anfang in uraltem Mauerwerk

© Ulrich

In Nürnberg vollendet sie das Lebensjahrzehnt allerdings erst in einigen Monaten, denn im Gegensatz zu den Garnisonen Andernach für das Heer, Nörvenich für die Luftwaffe und Wilhelmshaven für die Marine herrschte noch bis Anfang 1956 Ruhe. Dann erschien als erste bodenständige militärische Einrichtung die Standortverwaltung. Ihr folgten Offiziere und Unteroffiziere der Annahmestelle in Großreuth h. d. V., durch die bis zum Juli 1957 ungezählte Freiwillige geschleust worden sind.

Heute leben unter den Nürnbergern 700 deutsche Soldaten. 60 Beamte sowie 240 Angestellte und Arbeiter verdienen bei der Bundeswehr ihr Brot. Längst hat sich auch das Kasernengelände an der Gustav-Adolf-Straße gewandelt. Wo es noch vor einigen Jahren grundlose Wege gab, entstanden asphaltierte Straßen.

In dieser Infanteriekaserne war im Mai 1956 die Standortkommandantur aufgestellt worden, an deren Spitze acht Jahre lang Oberstleutnant Dr. Hermann Burkhardt stand. Seit August 1956 beherbergt Nürnberg außerdem ein Kreiswehrersatzamt. Seit Oktober 1956 gibt es die Fernmeldekommandantur.

Was in den nächsten Jahren in der Schweinauer Kaserne geschah, spiegelt den Aufbau der Bundeswehr und die Verteidigungskonzeption wider: Versorgungseinrichtungen sollten in der „Etappe“ untergebracht werden. So kam schließlich 1957 die erste Quartiermeisterkompanie nach Nürnberg, die sich den Platz mit einer Mörserkompanie eines in Wildflecken stationierten Grenadier-Bataillons teilen mußten.

Die Schützen waren dort zunächst noch nicht untergekommen. Seit acht Jahren gibt es außerdem ein Feldjäger-Wachkommando, das seine Räume zuerst in der Adam-Klein-Straße, später in der Infanteriekaserne zugewiesen erhielt. Schließlich wurde dort, wo einst die „21er“ ihre Militärzeit verbrachten, eine Quartiermeister-Bataillon aufgestellt, das am 1. April 1958 die ersten Rekruten aus Nürnberg bekam und als Transportbataillon der Garnisionsstadt sechs Jahre lang die Treue gehalten hat.

Nicht zuletzt aber das Jubiläumsjahr bescherte der Bundeswehr in Nürnberg viel Arbeit. Ein neues Versorgungsbataillon, das Major Alois Meixlsperger kommandiert, eine schwere Instandsetzungskompanie und eine technische Ausbildungskompanie sind aufgestellt und gleichzeitig die territoriale Verteidigung durch die Errichtung des Verteidigungskreiskommandos Nürnberg unter Oberstleutnant Wilhelm Schoepf liegt die Aufstellung, Ausbildung und Führung der Reserveverbände. Außerdem wich die Standortkommandantur dem Standortältesten.

Mit dem Wachsen der Bundeswehr mußten auch die Kasernen ausgebaut werden. Es entstanden neue Unterkünfte, Straßen, ein Sportplatz, ein ABC-Ausbildungsraum, das Grundvorratslager, eine Hindernisbahn, an die die Soldaten vermutlich weniger gern denken, und ein Wachhaus an der Tillystraße, bei dem die Arrestzellen nicht vergessen wurde.

Soldaten fühlen sich wohl

Dennoch müssen noch einige Dinge gerichtet werden, denn die Kaserne wird erst dann im freundlichen Licht erscheinen, wenn auch die Grünanlagen oder das Offizierheim fertig sind, das an der Ecke Gustav-Adolf-Straße/Wallensteinstraße erbaut werden soll.

Ein weiter Weg führte also vom ersten, ofenbeheizten und zugigen Stabsgebäude bis zur Anlage, wie sie sich heute dem Besucher präsentiert. Trotz der vielen Schwierigkeiten im eigenen Haus ist es aber der Bundeswehr gelungen, freundschaftlichen Kontakt zur Bevölkerung zu knüpfen. „Die Soldaten fühlen sich wohl“, versichert Oberstleutnant Wilhelm Schoepf. Die Nürnberger dürfen dieses Kompliment zurückgeben, denn „ihre Bürger in Uniform“ übten stets Disziplin und zeigten sich zugänglich.

Tüchtige Kraftfahrer

Das Transportbataillon brachte im schweren Winter 1962/63 Heizöl herbei. Militärkapellen konzertierten, auf dem Hauptmarkt wurden Rekruten vereidigt und 1963 zum Großen Zapfenstreich geblasen. Es gab viele Möglichkeiten im privaten Kreis, mit dem Soldaten bekannt zu werden, ganz abgesehen von den Vorträgen, Diskussionen und Truppenbesuchen.

Vielleicht hat zum Ansehen der Soldaten auch ihr Können als Kraftfahrer beigetragen. Obwohl sie jährlich rund 650.000 Kilometer „auf Achse“ sind, verursachen sie nur wenig Unfälle. Während im Bundeswehr-Durchschnitt auf alle 100.000 Kilometer 2,5 Unfälle verzeichnet werden, können die Nürnberger vom Versorgungsbataillon bei der gleichen Fahrleistung nur 1,4 mal Unfälle nicht mehr vermeiden.

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