11. Dezember 1962: Geschenke für Bedürftige

11.12.2012, 06:58 Uhr
11. Dezember 1962: Geschenke für Bedürftige

© Friedl Ulrich

 

Auch heute und morgen noch werden die Himmelsboten beim Fünf-Uhr-Schlag auf der Empore der Frauenkirche erscheinen und weitere 220 kleine Leute bescheren, die von der „Kinderhilfe“ des städtischen Jugendamtes hierfür ausersehen sind.

„Gloria, Gloria“, sang der Mädchenchor aus verschiedenen Schulklassen unter der bald traditionellen Leitung von Rektorin Grete Möckel, als die Lichter ringsum erstrahlten und ihren Schein auch auf die Gesichter der Sechs- bis Zehnjährigen sandten, die „unten“ auf dem Kopfsteinpflaster, in Reih und Glied auf das große Erlebnis warteten. Ein bißchen beneidet von den vielen anderen Kindern, die hinter der Absperrleine dichte Trauben bildeten, raunten sich die „Wichtelmännlein“ mit ihren bunten Pudelmützen zu, was nun käme . . ., denn viele aus der kleinen Schar – wenn es auch heuer 40 weniger sind als vor dem letzten Weihnachtsfest – haben schon einmal diese festliche Stunde erlebt.

 Und tatsächlich verkündete denn das Christkind auch: „Vom Himmel hoch, da komm' ich her!“ Fast war es, als übertöne die Stimme von Irene Brunner die betriebsame Kulisse der Budenstraßen, als noch zu hören war: „Wie bin ich bei euch herzlich gern, hell strahlt für euch der Weihnachtsstern!“

 

Ganz sicher aber hat die geduldige „Hundertschaft“ aufgepaßt, als es schließlich hieß: Nun, liebe Kinder, gebet acht, hab' jedem etwas mitgebracht!“ Daß das auch wirklich wahr sein sollte, bestätigte der gebeugte „Pulzamärtl“ mit seinem seidenweichen weißen Bart: „A ganzes Auto voll Päckla ist do!“ Buben und Mädchen, nicht vor Kälte, rieben sich die Hände.

Viel praktische Geschenke gab's, Handtücher, Schals und Waschgarnituren, Bücher und Spielzeug, aber auch eine große Tüte voll mit Äpfeln, Nüssen und süßen Schleckereien. Mit Knicksen und Dienern, beinahe perfekt und überperfekt, nahmen die Kleinen von Engeln flankiert, die Gaben entgegen – und der Chor sang: „In dulci jubilo“.

Das stimmungsvolle Bild ließ sogar die „dienstlichen“ Gesichter der wachhabenden Polizeibeamten liebenswürdig verklären. Aber auch Hans Engelhardt in der Nikolaus-Robe („Grüß Gott miteinand, ich bin euch ja nicht unbekannt“) hatte den direkten „Draht“ zu den Kindern. So manches flüsterte er in ihre Ohren. Und als er das kecke „Fritzla“ fragte: „Bist denn auch brav?“, bekam er prompt zur Antwort: „Das versteht sich doch von selber!“

 Aus den Nürnberger Nachrichten vom 11. Dezember 1962

 

 

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