11. Juli 1965: Max Morlock pfeift

11.7.2015, 07:00 Uhr
11. Juli 1965: Max Morlock pfeift

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Der Stadtrat schickt eine kombinierte Mannschaft von SPD und CSU auf das Spielfeld, die in roten Trikots und weißen Hosen die Farben der Stadt würdig vertreten soll. Die Elf mit den Fraktionsführern der beiden großen Rathausparteien – Prölß und Dr. Schneider als Außenstürmer scheint vor Ehrgeiz zu brennen.

Sie hat sich in zwei Trainingsspielen gegen die Altherrenmannschaft eines Nürnberger Vereins schon gewissenhaft auf ihre Aufgabe vom Dienstag vorbereitet. Im Schweiße ihres Angesichts versuchten die Stadträte, die nötige Luft zu bekommen, um sich möglicherweise für die eine oder andere Spitze der Presse revanchieren zu können. Welchen Auftrieb dieser zweimalige Aufgalopp den Kommunalpolitikern gegeben hat, wird sich erweisen.

Über die Presse-Elf, die sich aus Spielern von drei Nürnberger Tageszeitungen und des Rundfunks zusammensetzt, ist freilich überhaupt noch nichts bekannt. Sie will heute vormittag zum erstenmal erproben, wie es um ihre Qualitäten bestellt ist. Eines scheint jedoch festzustehen: sie wird allein wegen ihrer grünen Trikots und weißen Hosen, den Fürther Stadtfarben also, den Stadtrat mächtig reizen.

Für das Spiel von zweimal 30 Minuten hat der Stadtrat folgende Elf nominiert: im Tor Bauerreiß (CSU), Verteidiger Imhof (CSU); Schlosser (SPD), Läuferreihe Schmud, Förster, Volk (alle SPD), im Sturm Prölß, Schedl, Sommer, Mader (alle SPD), Dr. Schneider (CSU). Originell ist dabei sicherlich, daß ausgerechnet CSU-Fraktionschef Dr. Schneider linksaußen stürmt, während sein ewiger Antipode, Willy Prölß, als Rechtsaußen in den Kampf geht. Beide wollen offensichtlich bekunden, daß der Sport nichts mit Politik zu tun hat oder daß es bei diesem Spiel durchaus möglich ist, einmal die Seiten zu wechseln.

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