11. September 1965: Freude am edlen Buch

11.9.2015, 07:00 Uhr
11. September 1965: Freude am edlen Buch

© Ulrich

Der Bundesinnungsmeister des Buchbinderhandwerks, MdL Josef Kiefer, München, eröffnete gestern die Schau und sagte, die Ausstellung solle das Wissen um das Buch fördern und die Freude an seinem Besitz wecken.

Fiedler bedauerte es, daß ein edler Einband nicht dem Wunschbild der Käufer entspreche. Der Buchbinder gestalte das Äußere von Werken, die den Lesern besonders ans Herz gewachsen seien. Durch die individuelle Form werde die Beziehung des Menschen zum Buch vertieft. Der Bundesinnungsmeister wünschte, daß vor allem bei jungen Menschen das Wert-Erleben geweckt werden möge, damit später ein Wertstreben nach dem Buch folgen kann. Er lobte den edlen Ehrgeiz, der die jungen Meister bei der Gestaltung der Ausstellungsstücke geseelt hat, und sagte, in der handwerklichen Leistung spiegele sich eine Lebensauffassung.

In der Ausstellung will das Buchbinderhandwerk zeigen, daß es neben der maschinellen Alltagsarbeit zu Spitzenleistungen mit künstlerischer Aussagekraft fähig ist. Die jungen Meister mußten nach fünfjähriger Gesellenzeit vier Pflichtstücke in Klausur fertigen. Verlangt wurden ein Ganzfranzband in Maroquinleder, ein Pergamentband, ein Edelpappeband und ein Buch mit Springrücken, das sich flach aufschlagen läßt. Körnung der praktischen Prüfung ist das Stück nach freier Wahl, das auch eine Kartonagearbeit sein kann.

Samtgefütterte, lederüberzogene Schmuckdosen oder kunstvoll verzierte Urkundenrollen dienen ebenso als Nachweis für die Meisterschaft wie Lederbände mit figürlichen Dekorationen, dazu passenden Kassetten und eigenwilligen Buchstützen.

Der mittelfränkische Buchbinder- und Kartonageinnung gehören rund 90 Meisterbetriebe an. Auch dieses Handwerk leidet unter Nachwuchsmangel. Obermeister Albrecht Wild bedauert dies um so mehr, als man den Bildungsnotstand nicht nur mit Geld beheben könne. Was nütze es, wenn niemand mehr die wissenschaftlichen Schriften der Universitäten binden könne, fragt er mit einiger Besorgnis. In der Ausstellung werden die Arbeiten der Jungmeister Günther Bohr, Heinz Michel, Christof Stahlwitz und Erwin Weigl, Nürnberg, Gerhard Liebert, Burgebrach, und Lothar Walow, Forchheim, gezeigt.

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