12. April 1966: Daheim am besten...

12.4.2016, 07:00 Uhr
12. April 1966: Daheim am besten...

© Gerardi

Die Festtage brachten aber nicht nur Freude, die bei den Kindern am größten war, sondern für zwei Familien auch unendliches Leid: an einem unbeschrankten Bahnübergang im Landkreis Neustadt/Aisch wurde der Nürnberger Walter H. am Samstag tödlich verletzt; der 54jährige Rudolf G. fand gestern als Fußgänger in der Saarbrückener Straße den Tod.

Das Wetter gab den Meteorologen recht, die vor Ostern prophezeit hatten: „Wer vier Tage fortfährt, bekommt zwei schöne und zwei schlechte Tage!“ Besonders gut ließ sich der Samstag an, der in der Stadt Temperaturen bis zu 20 Grad bescherte, und nur knapp den Rekord vom 6. April verfehlte. Dafür aber war es sogar am Abend mit 13 Grad noch erstaunlich warm für diese Jahreszeit. Die Sonnenstrahlen lockten so viele Menschen zu einem Einkaufsbummel in die Geschäftsstraßen, daß dort ein größeres Gedränge herrschte als an manchen verkaufsoffenen Samstagen vor Weihnachten.

Um so unangenehmer war die Überraschung am Sonntag, an dem sich der Himmel wolkenverhangen und regenschwer zeigte. Diese Aprillaune des Wetters führte dazu, daß die meisten Straßen in die Ausflugsgebiete fast leergefegt blieben und sogar die Autobahnen eine Ruhe nach und vor dem neuen Sturm erlebten. Ebenso wie viele Wirte spürte auch der Tiergarten die Regenschauer an der Kasse: es kamen zwar an den vier Ostertagen 20.700 Gäste (gestern allein 12.000), doch blieb diese Zahl unter dem Vergleichswert des Vorjahres.

Dafür war gestern aber alles auf Achse, was nur Räder hat. Auf den Ausfallstraßen der Stadt herrschte Hochbetrieb; in den Waldwegen rings um Nürnberg blieb kaum noch ein Plätzchen frei. Dieser starke Ausflugsverkehr und die zurückkommenden Urlauber beschworen am Nachmittag heikle Situationen für die Polizei herauf, die wieder alle verfügbaren Mann an den Brennpunkten eingesetzt hatte.

Dennoch standen die Beamten zeitweise den Wagenkarawanen fast hilflos gegenüber. So bildete sich eine nahtlose Schlange auf der 18 Kilometer langen Strecke von Nürnberg nach Lauf, die nur noch im Schrittempo vorwärts kroch. An beiden Enden der Baustelle zwischen dem Nürnberger Kreuz und der Abzweigung Schwabach stauten sich die Fahrzeuge bis zu fünf Kilometer auf. Sie mußten erneut in die Innenstadt abgeleitet werden, in deren Straßen bisweilen ein heilloses Durcheinander entstand.

Die Zahl der Unfälle hielt sich mit 23 Zusammenstößen seit Karfreitag trotzdem in Grenzen. Das wird jedoch nur ein schwacher Trost für die Familien der beiden Verkehrsopfer sein. Der 51jährige Walter H. wurde auf einem Traktor bei der Fahrt über die Gleise auf der Strecke Zirndorf-Dietenhofen von einem Triebwagen erfasst und im Führerhaus eingequetscht. Der Verletzte konnte zwar mit Brechstangen befreit werden, er starb aber kurz danach im Nürnberger Krankenhaus.

Auf dem Gehweg in der Saarbrückener Straße wurde die Frau von Rudolf G. Zur Augenzeugin beim tödlichen Unfall ihres Mannes. Ein Personenwagen aus dem Landkreis Schwabach war auf der Fahrt stadteinwärts auf den Gehweg geraten und frontal gegen ein Verkehrszeichen geprallt. Die Stoßstange des Wagens und das Verkehrsschild erfaßten Rudolf G., der noch an Ort und Stelle starb.

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