12. Februar 1968: Kunst aus Kupfer getrieben

12.2.2018, 07:00 Uhr
12. Februar 1968: Kunst aus Kupfer getrieben

© Helmholz

Die neuesten Schöpfungen von Richard Reim zieren den Haupteingang des Heilig-Geist-Spitals und das neue Waaggebäude an der Waaggasse. Die Abteilung Denkmalpflege des Hochbauamtes hat die Tafeln in Auftrag gegeben. Weitere Erinnerungsschilder sollen in der Altstadt noch folgen, etwa in der Burgstraße am Geburtshaus von Dürers Vater und an der Wirkungsstätte des Schreib- und Rechenmeisters Neudörfer.

Zum Glück gibt es in Nürnberg noch zwei Meister, die das edle Handwerk eines Ziseleurs beherrschen. Einer von ihnen ist Richard Reim, 58 Jahre alt. In seiner schlesischen Heimat Waldenburg ist er in die Lehre gegangen. 1929 fertigte er sein Gesellenstück, Namenstafeln für ein Kriegerdenkmal. Nach der Vertreibung aus der Heimat mußte sich Richard Reim erst einmal das Handwerkszeug schmieden, um wieder als Ziseleur arbeiten zu können. In einer Baracke an der Rathsbergerstraße hat er sich dann seine Werkstatt eingerichtet.

Hier wird tatsächlich noch mit der Hand gearbeitet. Jedes neue Werk entsteht nach einem Modell aus Plastilin. Dann wird es auf eine Unterlage aus Metallkitt mit hunderterlei kleinen Eisenstempeln, Bunzen genannt, in Kupfer getrieben.

Anschließend dreht der Handwerker das Stück und ziseliert es auf der anderen Seite nach. Plastisch erheben sich Formen und Buchstaben nach des Meisters Willen aus dem flachen Untergrund. Die wenigen Geräte, die Richard Reim braucht, etwa die Stanze oder die Kantmaschine, stammen aus der guten alten Zeit. „Man bekommt sie heute gar nicht mehr“, bedauert der Meister.

Wie man keine solchen Maschinen mehr auftreibt, wird man bald auch keine handgetriebenen Kupferarbeiten mehr bestellen können. Der Nachwuchs fehlt bei den Ziseleuren, obwohl sie heutzutage mit Aufträgen überschüttet werden. Nicht nur die Stadt bedient sich der Kunst von Richard Reim, auch Wirte und Bauherrn lieben Altes. Besonders zur Ausgestaltung von Nachtlokalen und Bars ist getriebener Kupfer gefragt. Aber auch Kaminverkleidungen muß der Meister fertigen, er soll uralte Erbstücke überarbeiten und Wappen gestalten.

Ein Kunstschmied, ein volontierender Künstler und Frau Reim gehen dem Meister zur Hand. Seine nächsten Arbeiten für die Stadt sind schon ganz auf das Dürerjahr ausgerichtet. Einen Teil des Schmucks für das Grab Dürers hat er bereits gefertigt.

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