12. Mai 1966: Millionen Liter Wasser laden ein

12.5.2016, 07:20 Uhr
12. Mai 1966: Millionen Liter Wasser laden ein

© Gertrud Gerardi

Die „Wasserratten“, die immer sehnsüchtiger auf den Kalender schauen, dürfen aufatmen: am Samstag öffnen die Bäder ihre Pforten: Dann kann´s losgehen! Es wird in diesen Tagen noch mit Hochdruck gearbeitet, damit sich die Schwimmbecken auf Hochglanz poliert präsentieren. Im Stadionbad allerdings hat das Wetter einen dicken Strich durch alle Pläne gemacht: obwohl es reichlich Wasser vom Himmel gab, können die Schwimmer dort erst mit Verspätung in die kühlen Fluten tauchen.

Die Eröffnung der Bäder ist aber am Wochenende nicht die einzige Freude für die Naturfreunde: bereits am Freitag um 11 Uhr wird Bürgermeister Franz Haas den im Stadiongelände neugeschaffenen Campingplatz freigeben. Die Nürnberger können zwar nicht zwischen allzu vielen Bädern wählen, aber dafür sind die wenigen um so schöner gelegen. Die Lage wird sich wesentlich „entspannen“, wenn im Sommer das Freibad West fertig ist. Hanns Dürschner, der Leiter der städtischen Badeanstalten, sieht diesem Termin allerdings nicht ohne Sorgen entgegen: „Woher sollen wir mitten in der Saison das nötige Badepersonal nehmen?“ fragt er besorgt.

Sollen Spielwiesen überwintern?

In diesem Zusammenhang ist noch ein weiteres gewichtiges Argument aktuell: sollten die mit viel Geld angelegten Spielwiesen nicht erst noch einmal überwintern? Nun, die Stadtväter werden sich kaum den Unwillen der Badefreudigen aus dem Westen der Stadt zuziehen wollen. Im Naturgartenbad in Erlenstegen wurden gestern nachmittag die letzten Winterschäden beseitigt; städtische Arbeiter „wienerten“ die Anlage auf Hochglanz. Heute öffnen sich die Schieber.

12. Mai 1966: Millionen Liter Wasser laden ein

© Gertrud Gerardi

Bis zum Samstag müssen 4,8 Millionen Liter Wasser durch die Schleußen fließen, damit der gewünschte „Pegelstand“ in den Becken erreicht wird. Die Autofahrer werden es dankbar begrüßen, daß die Zufahrtsstraße zum Bad, die Schlegelstraße, mit einer Teerdecke versehen wird; ferner wurden auf beiden Seiten der Fahrbahn zahlreiche Parkbuchten geschaffen. Sehr zum Leidwesen der Wasserratten“ stoppten im Stadionbad immer wieder Regengüsse die Arbeiten. So konnte das Schwimmbecken noch nicht mit einem Spezialkitt ausgefugt werden, weil es dafür völlig trocken sein muß. Dagegen sind die Anstricharbeiten abgeschlossen. Hanns Dürschner rechnet damit, daß am Freitag das Wasser in das Becken strömen kann. Das bedeutet, daß die Fortgeschrittenen unter den Badefreunden frühestens am Sonntag in die 6,5 Millionen Liter Wasser springen können.

12. Mai 1966: Millionen Liter Wasser laden ein

© Gertrud Gerardi



Kälte macht nichts mehr aus

Obwohl die Winterschäden heuer nicht allzu groß waren, mußte die Stadt trotzdem wieder einige tausend DM aufbringen. 1967 sollen die Kosten noch niedriger gehalten werden: für insgesamt 27 000 DM baut die Stadt im Freibad West, im Naturgartenbad und im Stadionbad Frostschutzanlagen ein, deren Thermostate auch bei strengstem Frost für eine gleichbleibende Wassertemperatur von sechs Grad sorgen. Die Kälte kann den teuren Kacheln nichts mehr anhaben. Wie beurteilen die „Wetterfrösche“ den Start in die Badesaison? Hier ist ihre Vorhersage: vorwiegend trocken, örtliche Gewitter, Temperaturen knapp unter 20 Grad. Also nicht gerade ein ideales Badewetter. Aber was soll´s. Die Bäder sind gerüstet und die „Wasserratten“ werden bestimmt gleich am ersten Tag in hellen Scharen kommen – zulange ist es eben her, daß sie zum letzten Mal Badefreuden im Freien genießen konnten ...

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