12. Oktober 1965: Neues Europa-Haus für die Messe

12.10.2015, 07:00 Uhr
12. Oktober 1965: Neues Europa-Haus für die Messe

© Friedl Ulrich

Es bringt dem Messegelände eine Ausstellungsfläche von 10.500 Quadratmetern ein und erhöht die Kapazität um rund ein Drittel. Die Stadt muß tief in den Geldbeutel greifen, um das Gebäude, das 9 Millionen Mark kostet, legte sie 3,15 Millionen bar auf den Tisch und leistete außerdem für ansehnliche Summen Vorschuß und Bürgschaft. Das neue Haus löst die hölzernen Behelfsbauten ab, die bisher 5000 Quadratmeter Fläche geboten haben. Es ist voll unterkellert und besitzt im Untergeschoß Einstellmöglichkeiten für 155 Personenwagen. Die Maße des Hauses sind auf den internationalen Messe-Raster von 16 mal 16 Metern abgestimmt, so daß die Aussteller ihre Stände für Nürnberg nicht umbauen müssen.

12. Oktober 1965: Neues Europa-Haus für die Messe

© Friedl Ulrich

Das breitgelagerte Erdgeschoß ist 96 Meter lang und 60 Meter tief. Es umfaßt 5100 Qudratmeter, wenn man das Haupttreppenhaus abzieht. Auf das Erdgeschoß sind zwei Obergeschosse so aufgesetzt, daß sie seitlich hinausragen, in der Tiefe aber nur knapp die Hälfte des unteren Bauteils bedecken. Die Obergeschosse sind 120 Meter lang und 24 Meter breit; ihre Ausstellungsfläche beträgt 2700 Quadratmeter.

Die Bauherren des Europa-Hauses legten Wert darauf, verschiedene Einrichtungen zu schaffen, die bisher nicht ausreichend vorhanden waren. So entstand für die Bank ein großer Geschäftsraum, ferner sind ein geräumiges Schreibzimmer, ein Ruheraum für Messegäste und eine größere Anzahl von Büros und Besprechungszimmern vorgesehen. Alle Ausstellungsräume verfügen über Strom- und Wasseranschlüsse, Telephonzellen, Toiletten und Aufzüge.

12. Oktober 1965: Neues Europa-Haus für die Messe

© Friedl Ulrich

Mit dem Aushub der Baugrube wurde am Osterdienstag, 20. April, begonnen. Bei den Erdarbeiten stellte es sich bereits heraus, daß die Halle sehr schwierig zu fundamentieren sein würde. Man stieß an verschiedenen Stellen des Geländes auf mehrere tausend Jahre alte Ablagerungen, die vom Moor zum Torf übergegangen waren. Deshalb mußten die Fundamente teilweise bis sechs Meter unter der vorgesehenen Gründungssohle gelegt werden.

Der Beginn der Hochbauarbeiten wurde dadurch empfindlich verzögert, so daß sich die ausführende Arbeitsgemeinschaft zu einer zeitsparenden Änderung der Deckenkonstruktion entschloß, den die federführende Firma Grün & Bilfinger vorgeschlagen hatte. Anstatt Rieger-Decken in Kastenform abzubetonieren, verwendete man weitgespannte Stahlbetondecken in Fertigverbundbauweise. Dies führte zu angenehmen Folgen: die Bauzeit wurde erheblich verkürzt, die Kosten von 5 Millionen Mark für den Rohbau verminderten sich um rund 360.000 DM.

Trotz aller Schwierigkeiten war man auch in der Lage, den Rohbau rund zwei Wochen vor dem gesetzten Termin unter Dach und Fach zu bringen. In den vergangenen fünf Monaten wurden 96.000 Kubikmeter Raum mit 18.000 Kubikmetern Beton und 1200 Tonnen Stahl umbaut.

Der Entwurf von Architekt Dipl.-Ing. Karl Andersen mußte nicht nur die Belange der Messen und Ausstellungen wahren, sondern auch auf die exponierte Lage an der Bayreuther Straße gegenüber der Reformations-Gedächtniskirche und dem Stadtpark Rücksicht nehmen. Durch die Proportionen der Baukörper und die Ausbildung der Fassade mit Betonrippen ist ein städtebaulich gut wirkendes Gebäude entstanden.

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