12. Oktober 1966: Sinnlose Zerstörung

12.10.2016, 07:00 Uhr
12. Oktober 1966: Sinnlose Zerstörung

© Ulrich

Allein in diesem Jahr müssen wieder fast ein Drittel der 698 150 DM, die im Haushaltsplan für den Unterhalt der Erholungsstätten eingeplant sind, für Reparaturen ausgegeben werden. Stände dieses Geld frei zur Verfügung, wieviel schöner könnten da noch die Anlagen sein, wieviel mehr könnte geschaffen werden!

12. Oktober 1966: Sinnlose Zerstörung

© Ulrich

Herausgerissene Blumen, umgestürzte Bänke, beschädigte Zäune – so wird häufig die Mühe des Stadtgartenbauamtes gelohnt. Leider tragen aber auch unvernünftige Erwachsene zu dieser traurigen Bilanz bei.

Besonders arg trieben es dieser Tage jugendliche Protzen in der Anlage an der Bestelmeyerstraße. Als eine Gartenpflegerin am Morgen an die Arbeit gehen wollte, bot sich ihr ein Bild der Verwüstung: Bierflaschen waren in tausend Scherben geschlagen worden, Sitzbänke lagen in den Sträuchern, und der größte Teil der schmucken Holzzäune hing windschief in den Halterungen; viele Latten hatten bestenfalls noch Brennholzwert.

Nicht viel besser sieht es in den anderen Anlagen aus. Sie gereichen oft der Stadt nicht eben zur Zierde. Kein Mensch hat etwas dagegen, wenn sich Kinder austoben – in der Großstadt gibt es dafür sowieso nur noch wenig Möglichkeiten – aber muß es gerade auf einer frisch angesäten Fläche sein wie am Harsdörfferplatz?

Oft werden die Holzabfallkästen als Mülltonnen verwechselt. Am Heideloffplatz beispielsweise türmen sich in ihnen die Küchenabfälle einer ganzen Woche. Dazu kommen nicht mehr benötigte Schuhe, Flaschen und dergleichen mehr. Daneben standen gestern drei verrostete Räder eines Mopeds. Vom Springbrunnen in der Anlage am Melanchthonplatz wendet sich der Erholungssuchende mit Grausen; seinen Grund verunzieren Flaschen, Zigarettenschachteln und ein rostiger Fahrradrahmen.

Die Anwohner der Grünflächen können ein Liedchen davon singen, was sich in der Nacht abspielt und sind zu Recht empört. Viele von ihnen kritisieren aber auch die Polizei. „Die Beamten sollten nicht nur an den Anlagen vorbeifahren, sondern diese auch einmal durchkämmen“, ist häufig zu hören. Sie meinen, daß es noch besser wäre, wenn sich die Polizei auf die Lauer legte, denn beim Auftauchen einer Funkstreife täuschten die jugendlichen Randalierer Anständigkeit und Sittsamkeit vor.

Bis jetzt hat das Gartenbauamt noch immer die Schäden beseitigt. Bei der angespannten Finanzlage der Stadt könnte der Tag aber nicht allzu fern sein, an dem man sich ernsthaft überlegt, ob das Geld nicht nutzbringender angelegt werden könnte. Die Leidtragenden wären dann zweifelsohne die Kinder sowie die vernünftigen Jugendlichen und Erwachsenen.

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