122.600 Bürger leiden: So soll Nürnberg leiser werden

24.4.2015, 06:00 Uhr
In der Nürnberger Südstadt werden sehr viele Anwohner durch Verkehrslärm belästigt. Dazu tragen die Autos, aber auch die Straßenbahnen bei. Daher startet die Stadt einen Testlauf mit Tempo 30 und lärmminderndem Asphalt

© Roland Fengler In der Nürnberger Südstadt werden sehr viele Anwohner durch Verkehrslärm belästigt. Dazu tragen die Autos, aber auch die Straßenbahnen bei. Daher startet die Stadt einen Testlauf mit Tempo 30 und lärmminderndem Asphalt

Lärm macht krank. Vor diesem Hintergrund ist die Zahl von 122.600 Personen, die in Nürnberg täglich tagsüber durch Straßenlärm hoch (mehr als 65 dB(A)) oder sehr hoch (mehr als 70 dB(A)) belastet werden, enorm. In der Nacht sind es immerhin noch 77.700 Anwohner. 198 Schulgebäude und zehn Krankenhäuser liegen an besonders belasteten Straßen.

Zehn "Hochbrennpunkte" für Straßenlärm gibt es in Nürnberg:

Doch auch Schienenlärm nervt viele Anwohner. 16.800 Personen (nachts: 13.600) sind von Straßenbahn- und U-Bahnlärm betroffen. Hinzu kommen fast 84.000 (67.000) Menschen, die unter dem Lärm der Bahn leiden. Doch hier muss nicht die Stadt einen Aktionsplan auflegen, sondern die Regierung von Mittelfranken. Das gilt auch für Fluglärm. Hier gibt es laut Unterlagen 3400 (900) Betroffene.

Doch was gedenkt die Stadt nun zu unternehmen, um mehr Bürger vor dem krank machenden Lärm zu schützen? "Wir konzentrieren uns auf vier Säulen", erläutert Umweltreferent Peter Pluschke die Strategie, die auf 20 Jahre angelegt ist und insgesamt mindestens 30 Millionen Euro kosten soll. Da ist zum einen eine Geschwindigkeitsreduzierung um 20 Stundenkilometer. Der Idealfall sieht Tempo 30 in den einzelnen 63 "Untersuchungs-Gebieten" vor, in denen der Lärm besonders groß ist, und in 59 "Beobachtungs-Gebieten". Ausgenommen sind Hauptverkehrsstraßen, so Klaus Köppel, Leiter des Umweltamts.

Flüsterasphalt soll Südstadt beruhigen

Ein weiteres Mittel: lärmmindernder Straßenbelag ("Flüsterasphalt"). In zwei Straßen (Franken- und Passauer Straße) werden bereits Beläge getestet. "Mit guten Ergebnissen", so Pluschke. In den nächsten zwei Jahrzehnten soll in zwölf weiteren Straßen (mehrheitlich im Süden) Flüsterasphalt verbaut werden.

Diese beiden ersten Maßnahmen sollen in einem Testgebiet in einem Teil der Südstadt angewandt werden. Es erstreckt sich zwischen dem Frankenschnellweg, der Ulmen-/Frankenstraße, der Allersberger Straße und der Landgraben- und Wölckernstraße. Da es in dem Bereich der Markgrafen-, Schuckert- und Gudrunstraße bereits mehrere Tempo-30-Abschnitte wegen Schulen gibt, sollen diese drei Straßen ganz auf Tempo 30 reduziert werden. Ursprünglich waren noch weit mehr Straßenzüge geplant.

Dann stehen schon jetzt, dritte Maßnahme, jährlich 100.000 Euro für Schallschutzfenster bereit. "Das Geld wird aber so gut wie gar nicht abgerufen", bedauert Pluschke. Er vermutet, dass viele Hausbesitzer nichts davon wissen. Köppel nennt aber auch einen weiteren möglichen Grund: Die Förderquote beträgt nur 25 Prozent. Drei Viertel also muss der Eigentümer selbst beisteuern.

Schließlich sollen „Ruhige Gebiete“ geschützt werden. Dazu zählen 13 Gebiete, darunter die Pegnitztäler Ost und West, der Marienbergpark, die Rosenau und die Rednitztäler.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Stadt Nürnberg.

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