13. Juli 1965: Alle müssen durch das „Nadelöhr“

13.7.2015, 07:00 Uhr
13. Juli 1965: Alle müssen durch das „Nadelöhr“

© Ulrich

Regierungsbaudirektor Fritz Pauckner, der Leiter des Nürnberger Autobahnbauamtes, erklärte gestern, daß an einen größeren Umbau nicht gedacht werde. Allenfalls werde die Einfädelspur etwas verlängert. An der Nahtstelle zwischen den beiden wichtigen Autobahnen, dem „Nürnberger Kreuz“, waren an den letzten Wochenenden teilweise erhebliche Stauungen aufgetreten. Am Samstag wuchs die schon am Morgen entstandene Fahrzeugschlange auf eine Länge von etwa acht Kilometern. Erst gegen 18.30 Uhr hatten sich die Kolonnen aufgelöst. Auch am Sonntag hatten sich Fahrzeuge gestaut.

Die gewaltigen Touristenströme, die vom Norden nach dem Süden streben, können von der einspurigen Fahrbahn beim Nürnberger Kreuz nicht verkraftet werden. Dagegen klappt zu normalen Zeiten der Übergang von der einen Autobahn zur anderen reibungslos. Das Autobahnbauamt denkt deshalb nur an die Verlängerung der Würzburger Fahrspur bis zu dem südlich davon gelegenen Parkplatz. Der weitere Ausbau des „Nürnberger Kreuzes“, über den noch keine baureifen Pläne vorliegen, beginnt erst, wenn die Autobahn in Richtung Regensburg weitergeführt wird.

Der Leiter des Autobahnbauamtes macht aber nicht nur die Straßenverhältnisse für die zu den Stoßzeiten auftretenden Stauungen verantwortlich. Er kritisiert auch das Verhalten der Autofahrer, die sich oft selbst das Leben schwer machen.

Denn trotz der zahlreichen Schilder, die eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometer erlauben und trotz der Bemühungen der Landpolizeibeamten, die Fahrzeugkolonnen im Fluß zu halten, drosseln die Kraftfahrer im Bogen zwischen den beiden Autobahnen die Geschwindigkeit. Manche begnügen sich – selbst zu verkehrsarmen Zeiten – mit 60 Kilometer auf dem Tachometer. Einige wechseln im Schrittempo auf die nach München führende Fahrbahn und einzelne halten sogar bei der Einmündung an.

Die Beamten der Autobahnwache Fischbach der Landpolizei bestätigen das übervorsichtige und anderen Verkehrsteilnehmern hinderliche Verhalten. „Früher, als an dieser Stelle noch Halteschilder standen und die Münchner Autobahn vorfahrtsberechtigt war, sind die Autofahrer durchgerauscht“, erinnern sich die Polizisten.

„Jetzt glauben die Fahrer plötzlich, die aus Richtung Hof kommenden Fahrzeuge hätten die Vorfahrt und bremsen. Dann gibt es natürlich Stauungen.“ Trotz des Fehlens einer weiteren Spur sind die Polizeibeamten optimistisch: „Die Regelung ist – obwohl deutlich beschriftet – noch ungewohnt. Es wird sich schon noch einspielen.“

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