13. Mai 1965: Deutschland verlor gegen England 0:1

13.5.2015, 07:00 Uhr
13. Mai 1965: Deutschland verlor gegen England 0:1

© Kammler

Großen Anteil an dem knappen Erfolg der Gäste besitzt ihr Torhüter Banks, der vor allem in der zweiten Hälfte einige mulmige Situationen vor seinem Gehäuse prachtvoll bereinigte. Auf unseren beiden Bildern sehen wir ihn oben bei der Abwehr eines der wenigen Eckbälle, die Deutschland erzielen konnte; unten lenkt Banks einen Scharfschuß über die Latte. Ausführlicher Spielbericht und weitere Schnappschüsse aus dem Treffen im Sport.

Tausende von Kraftfahrzeugen bewegten sich gestern auf die Sportarena zu. Das Stadion – ein riesiger Magnet. Dank eines vorzüglich ausgearbeiteten „Schlachtplans“ blieb die Polizei Herr der Verkehrssituation – 500 Beamte eingesetzt – Kein Chaos auf den Straßen – Genügend Parkplätze – Viele benützten die öffentlichen Verkehrsmittel

13. Mai 1965: Deutschland verlor gegen England 0:1

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Den größten Ansturm seiner Geschichte hat das Stadion gestern erlebt. Nahezu siebzigtausend Menschen strömten vom frühen Nachmittag an bis kurz vor Beginn des Länderspiels Deutschland – England um 18 Uhr hinaus in die Sportarena, die wie ein riesiger Magnet die Hauptmasse des Verkehrs im Südosten Nürnbergs an sich zog. Die Polizei hatte einen umfangreichen Anfahrtsplan ausgearbeitet, und 500 Beamte eingesetzt, um die Flut von Kraftfahrzeugen in die rechten Bahnen zu lenken. Tausende kamen aber auch mit der Bahn und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der VAG.

Zum ersten Mal war auch die Große Straße als Parkplatz freigegeben, die sonst der amerikanischen Armee als Flugplatz dient. Während sie vor allen Dingen für Fahrzeuge aus Süden und Südwesten gedacht war, konnten die von Norden und der Stadt her Ankommenden den Volksfestplatz, den Parkplatz im Kongreßhallentorso und zahlreiche Parkplätze an den Rändern und auf den Mittelstreifen der Beuthener, Zeppelin-, Regensburger und Valznerweiherstraße benutzen.

Wie sich bei Spielbeginn herausstellte, reichten diese Abstellmöglichkeiten bei weitem aus, um alle anfahrenden Kraftfahrzeuge aufzunehmen. Auf dem Volksfestplatz hätten um 18 Uhr ohne weiteres noch etliche hundert Wagen abgestellt werden können; ebenso auf der Großen Straße.

13. Mai 1965: Deutschland verlor gegen England 0:1

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Einen besonderen Kundendienst gab es am „Großen Schlauch“, der Beuthener Straße: die VAG hatte dort Omnibusse eingesetzt, die die Kraftfahrer von ihren Fahrzeugen zum Stadion brachten. Die Verkehrsposten, die an allen neuralgischen Punkten in Stadionnähe und auch in der Innenstadt eingesetzt waren, hatten zwar alle Hände voll zu tun, aber es gab nur wenige Stauungen. „Es lief alles viel glatter, als oft bei Bundesligaspielen“, sagte einer von ihnen.

Er führte es darauf zurück, daß sich die meisten Zuschauer ob der Größe des Ereignisses wesentlich früher auf den Weg gemacht hatten. So war etwa ab 14.30 Uhr ein gleichbleibend starker Verkehrsstrom in Richtung Stadion zu erkennen, der nur zwischen 16 und 17 Uhr anschwoll, ohne jedoch in die gefürchtete Spitzenbelastung überzugehen. Dazu kam, daß viele Firmen zum Länderspiel bereits früher Schluß machten, um ihren Angestellten die Fahrt zum Fußballereignis des Jahres in Nürnberg zu erleichtern. Noch vor 17 Uhr meldeten die ersten Verkehrsposten: „Der Zustrom hat merklich nachgelassen.“ Und um 17.10 Uhr: „Es ist alles leer, die Anfahrt bei uns ist zu Ende.“

Im gleichen Maß wie sich die Straßen leerten, füllte sich das Oval der Sportarena, Tausende hatten sich bereits vor 15 Uhr einen guten Stehplatz gesichert – um sie nicht warten zu lassen, hatte die Polizei veranlaßt, die Tore zu den einzelnen Blöcken entgegen der ursprünglichen Absicht bereits vor diesem Zeitpunkt zu öffnen. Die Sitzplätze blieben zunächst noch leer.

Ein Heer fliegender Händler eroberte auf dem weiten Stadionvorplatz mit belegten Brötchen, Bier, Bockwürsten, Fahnen und Lärminstrumenten die Geldbeutel der Zuschauer, während drinnen auf dem Rasen die Schülerauswahlmannschaften Nürnberg und Fürths ihr Können zeigten und auf dem Parkplatz hinter der Tribüne die mit roten Passierscheinen – nur 80 davon waren vom DGB ausgegeben worden – versehenen Limousinen der Prominenz vorfuhren. Bundestrainer Helmut Schön brachte seine Mannen auf dem Rasen am Parkplatz noch schnell auf Hochform, der Chauffeuer des englischen Botschafters wechselte am Rolls-Royce Seiner Exzellenz einen platten Reifen aus, drinnen wurde über Lautsprecher die Mannschaftsaufstellung bekanntgegeben, und zehn Minuten darauf ertönte der Anpfiff zum ersten Nationalspiel in Nürnberg seit 27 Jahren.

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