13. März 1965: Die Hand am Wasserhahn

13.3.2015, 07:00 Uhr
13. März 1965: Die Hand am Wasserhahn

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Dieser temperamentvolle, pfiffige Mann, der keine Antwort schuldig bleibt, führt den Aufstand der Schwaben gegen die Pläne der Stadt Nürnberg an, künftig im Donauraum etwa 100 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr zapfen zu wollen. Er ist entschlossen, seine Landsleute auf die Barrikaden zu treiben und das Vorhaben mit allen möglichen juristischen Winkelzügen zu verzögern und zu verhindern.

Es rührt ihn nicht, daß Mittelfranken auf dem Trockenen sitzt und selbst keine Reserven mehr hat. Auf die Frage „Wo soll Nürnberg denn sein Trinkwasser herholen?“ meint er lakonisch: „Das muß sich Oberbürgermeister Dr. Urschlechter überlegen!“ Jener Dr. Urschlechter, der im Augsburger Wahlkampf seinem Parteifreund Pepper das Wort geredet hat. „Man wird einem sozialdemokratischen Oberbürgermeister hoffentlich nicht unterstellen, daß er die Interessen seiner Bürger weniger hartnäckig vertritt als ein anderer, weil die Solidarität der Partei auf dem Spiele stehen könnte“, sagt der wackere Schwabe, der aus Kiel stammt.

Der Augsburger Oberbürgermeister glaubt selbst nicht, daß seine Landsleute verdursten müssen, wenn Nürnberg Wasser an der Donau holt. Er fürchtet aber, daß große Einzugsgebiete entstehen, in denen es schwer sein wird, Industrien anzusiedeln. Pepper gibt nichts darauf, daß der bayerische Innenminister vor dem Landtag seine Bedenken zu zerstreuen versucht hat. „Der Ausspruch des Ministers, die industrielle Entwicklung werde nicht behindert, nützt uns nichts, wenn in fünf Jahren ein chemischer Betrieb kommt und das Landesamt für Wasserschutz lehnt ihn ab“, meint er.

Augsburg aber hat ehrgeizige Pläne, Petrochemie anzusiedeln. Dem Stadtoberhaupt geht es um Sicherheiten und womöglich sogar um bares Geld. „Ich kann mir durchaus vorstellen, daß es zu einer Übereinstimmung zwischen Nürnberg und Augsburg kommt, die langwierige Prozesse und Auseinandersetzungen unnötig macht“, erklärt Pepper.

Wie so ein Gleichklang zu erzielen sei, deutet er mit dem Hinweis aus, daß von seiner Stadt beispielsweise wegen des Wasserschutzgebietes schon heute verlangt werde, die Abwässer nicht mehr länger mechanisch, sondern biologisch zu klären. „Das kostet unser Geld, die Nürnberger aber haben das Wasser!“

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