14. Februar 1966: Blumen, Orden, Bussi

14.2.2016, 07:00 Uhr
14. Februar 1966: Blumen, Orden, Bussi

© Eißner

Geduldig saß der prominente SPD-Politiker und temperamentvolle Bundestags-Diskussionsredner auf einem Stuhl, als ihm Faschingsprinz Herbertla I. Mit einer roten Gießkanne die Weisheit in einen roten Trichter goß. Weniger temperamentvoll gab sich „Schmidt-Schnauze“, als er seinen Mund hinhielt, um Ihrer Lieblichkeit, Brigitte I., ein Bussi zu geben. Dreimal wurde es geprobt, dann klappte es: Volltreffer!

14. Februar 1966: Blumen, Orden, Bussi

© Eißner

Prinz Herbertla erklärte dann den vielen Zuschauern, warum ausgerechnet der stellvertretende SPD-Vorsitzende Erler mit dem Goldenen Trichter geehrt wurde: „Er hat einen besonderen Humor, den die wenigsten verstehen. Darum ist er uns so sympathisch.“ Der Stellvertreter Schmidt versprach getreulich, Fritz Erler die Auszeichnung zu überreichen und die Grüße der Narrenberger zu übermitteln. Dann begab man sich, mit Pauken und Trompeten begleitet, in den Hof des Ratshauses, wo man sich aus einer Gulaschkanone stärkte.

Zehntausende von Nelken, Flieder- und Forsythienzweige, Tulpen und Azaleen verwandelten die Meistersingerhalle beim Valentinsball in einen duftigen Blumengarten – die Dekoration repräsentierte einen Wert von rund 50.000 DM.

Der Fachverband Blumenbindereien mit seinem Vorsitzenden Paul Speckhart hatte – erstmalig mit seinem Fest in neuen Räumen – keine Mühe gescheut, seine Gäste zu unterhalten: die Polonäse führte Tanzlehrer Paul Krebs an, zündende Musik stammte von der Kapelle Kitterer, Erlangen, unterstützt von Meister Ernst Troelltsch an der Hammondorgel, und das Ballett des Opernhauses unter der Regie von Ballettmeisterin Hildegard Krämer bot mit seinen Einlagen eine Augenweide nach der anderen. Nachdem als Blumenkönigin die Nürnbergerin Irma Walker gekürt worden war, drehte sich das tanzfreudige Völkchen bis zum Morgengrauen auf dem Parkett.

Ein festlicher Empfang im Bräustüberl der Meistersingerhalle galt gestern nachmittag Herbert Hisel alias Faschingsprinz Herbertla: er erhielt aus den Händen der Münchner „Tempo“, Oskar Meißner, seine dritte goldene Schallplatte. Der Verkauf seiner „acht Titel“ ist inzwischen auf über 1,5 Millionen Exemplare gestiegen. Unter den ersten Gratulanten war auch Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter.

Danach ging´s auf zum Prinzenball, bei dem mehr als ein Dutzend Faschingsprinzenpaare aus Westdeutschland und Österreich den (närrischen) Ton angab. Das Nürnberger Tanzorchester unter Steff Lindemann spielte, und fünf Garden – rasch zuvor einstudiert – tanzten gemeinsam, daß das schaulustige Völkchen nur so seine Wonne hatte. Nun soll´s acht Tage weiter hoch hergehen. Auch die „Spätzünder“ haben noch Zeit, kräftig mitzumachen.

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