14. Juli 1965: Studentischer Spaß und Tradition

14.7.2015, 07:00 Uhr
14. Juli 1965: Studentischer Spaß und Tradition

© Ulrich

Der Blick der „Invasoren“, ob in der „Wichs“ oder im „kleinen Kneipanzug“, war jedoch nicht nur in die Maßkrüge, sondern auch in die Vergangenheit Altdorfs gerichtet, die klangvolle Namen ehemaliger Studiker mitbestimmen. Dieses Mal standen Altdorfer Ärzte im Mittelpunkt der akademischen Gedenkstunde.

Die Festrede zu diesem Thema – in den beiden Vorjahren war von den Theologen und Juristen berichtet worden – hielt Professor Dr. med. Magnus Schmid, Erlangen, im Hof der ehemaligen Universität. Seinen Zuhörern erstanden lebendige Bilder von dem einst bedeutenden Chirurgen Lorenz Heister, damals Mitglied der königlichen Akademie London, von Mauricius Hoffmann, dem Entdecker der Bauchspeicheldrüse (1670), Johann Jakob Baier, Begründer der wissenschaftlichen Geologie in Franken, von Johann Heinrich Schulz, der 1727 die Lichtempfindlichkeit vom Brombsilber erkannte (damit ist Altdorf die Wiege der Photographie) sowie von Georg Nössler, dem späteren Leibarzt Wallensteins. „Hier sind schon hehre Geister am Werk gewesen!“ sagte eine Studentin zu ihren Kommilitionen, als sie nach dem Festakt übers Kopfsteinpflaster bummelten (im nächsten Jahr ist der Markt asphaltiert).

Wie wahr das ist, bewies auch die Ausstellung des Stadtarchivs im 1565 wiederaufgebauten Rathaus – 1553 war es im Markgrafenkrieg abgebrannt –, für die Studienprofessor Dr. Konrad Lengenfelder von der Hans-Sachs-Oberrealschule Nürnberg und emsiger Archivpfleger der Stadt Altdorf erlesene Kostbarkeiten zusammengetragen hatte. Man sah Stiche vom Botanischen Garten – um 1626 einer der ersten Europas –, vom „Anatomischen Theater“ (1650), Vorläufer des Hörsaals, und von einem chemischen Laboratorium (1682), einer regelrechten Alchimistenküche.

Ausschließlich „geschichtsträchtig“ war das Studententreffen aber nun auch wieder nicht. Rechtsanwalt und Bürgermeister Heinrich Späth hatte vom Podium am Rathaus als Erster dazu aufgerufen, sich im alten Altdorf – sein Ursprung ist ein karolingischer Königshof um 800 – wohl und frei zu fühlen. Dekan Professor Dr. Phil Walther Löbner, beschenkt mit einem wertvollen Bild und – leihweise – dem Stadtschlüssel, pries den Geist der „universita literarum“, und der 2. Vorsitzende der Nürnberger Studentenvertretung, Heinrich Steiner, weissagte schließlich (unabhängig vom Wetter) ein „Hoch“ für die geselligen Runden von Gastwirtschaft zu Gastwirtschaft.

Recht hat er gehabt. Vergnügt und stimmungsvoll ging´s zu, wenn auch einige spaßige Programmpunkte gestrichen werden mußten, weil Petrus offensichtlich kein „Alt-Altdorfer“ gewesen ist. Zum Zug kamen aber das Kabarett „Die Hintertreppe“, Wettkämpfe, Fackelzug – und die meisten der ausgeflogenen Studenten. Das „Bähnla“ fuhr Punkt ein Uhr ab. Einige Maiden blieben entzückt-betrübt zurück.

Verwandte Themen


Keine Kommentare