15. April 1966: Kostspielige Plätze

15.4.2016, 07:00 Uhr
15. April 1966: Kostspielige Plätze

© Kammler

Die Pflege und der Unterhalt verschlingen eine Menge Geld. Allein die Stadt macht für die 23 Bezirkssportanlagen jährlich über 300.000 Mark locker; der Quadratmeter Sportfläche kostet umgerechnet eine Mark.

Ein anderes Problem bewegt den „Club“: er braucht für seine zahlreichen Abteilungen eine neue Bleibe. Es ist daher verständlich, daß in dem riesigen Sportareal am Valznerweiher mit Hochdruck gebuddelt wird. Bagger heben zur Zeit die Fundamente für eine neue Turnhalle und die Umkleideräume aus. Riesige Kräne kennzeichnen die Baustelle.

Bis alle Anlagen fertig sind, ist der 1. FCN auf die Hilfe der Stadt angewiesen. Dadurch sind deren Sportflächen noch mehr belastet. Sie werden in der Woche 50 bis 60 Stunden bespielt. Der Sportbetrieb beginnt früh um 8 Uhr und dauert bis in die finstere Nacht.

Angesichts dieser Tatsache ist es erstaunlich, auf den Plätzen noch einen Grashalm zu finden. Die Stadt schafft es: ohne Ausnahme, ob in Schniegling oder Langwasser, ob im Stadion oder auf der Wöhrder Wiese – alle Spielflächen präsentieren sich in einem leuchtenden Grün. Dafür sind die Sportler der Pflegekolonne zu großem Dank verpflichtet. Sie ist bei Wind und Wetter auf den Beinen, stopft Löcher zu, ebnet die Aschenbahnen und dergleichen mehr.

Naturgemäß gilt dem Paradefeld im Stadion das größte Augenmerk. „Aber wir müssen soweit kommen, daß alle Spielfelder gleich gut behandelt werden“, meint Friedrich Peifer, Sachbearbeiter beim Städtischen Sportamt. „Die Plätze müssen immer bespielbar sein. Zur Kostenersparnis muß vermieden werden, daß die Felder alle paar Jahre umgebrochen werden.“

Die Rasenpflege ist heute eine Wissenschaft für sich. Der grüne Teppich wird aus einer Spezial-Samenmischung gezogen. Durch Humusgaben im Herbst, teilweise im Winter und vor allem im Frühjahr sowie mit ausgewähltem Dünger erhält er laufend eine „Frischzellenkur“ verordnet. Ab April wird der Rasen auf die gewünschte Länge zurückgeschnitten. Das gemähte Gras dient gleich wieder als Dünger.

Auf zwei Methoden setzt das Sportamt große Hoffnungen: „Ärifizieren“ und „Verticutieren“. Das Ärifizierungsgerät heuer zum ersten Mal in Nürnberg eingesetzt, arbeitet mit spatenähnlichen schmalen Spuhns. Diese stechen sich je nach Tiefenregulierung sechs bis zehn cm in den Rasen ein und entnehmen der Wurzelzone eine Erdmenge. Dadurch entsteht eine kaum sichtbare Öffnung die Luft und Wasser eindringen läßt. Mit der Verticutiermaschine läßt sich der Rasen regenerieren. Eine Walze mit Messern zerfetzt breit wachsende und wuchernde Unkräuter bis zum Wurzelansatz, rottet Moos aus und befreit die Erdoberfläche von Verfilzungen. Friedrich Peifer hofft, daß diese Geräte bald den umfangreichen Maschinenpark bereichern werden.

Aber die Rasenfelder sind nicht die einzige Aufgabe der Pflegekolonne. Sie schleift die Hartplätze und Aschenbahnen ab und richtet die Sprunggruben her. Auch die Umkleidekabinen, soweit vorhanden, müssen immer sauber sein. „Wenn die Anlagen noch so sehr beansprucht werden, wir dürfen nicht rasten, sie in Ordnung zu halten“ ist das erste Gebot bei der Stadt und im Sportamt.

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