15. Februar 1966: Alles für die Gäste

15.2.2016, 07:00 Uhr
15. Februar 1966: Alles für die Gäste

© Ulrich

Das graue Winterkleid der Stadt hat plötzlich bunte Tupfen bekommen, denn an den Masten flattern die Fahnen vieler Nationen. Die Straßenbahn, die Sonderlinien zum Messegelände an der Bayreuther Straße eingesetzt hat, bestückte die Dächer ihrer Wagen mit Wimpeln in den Bundes-, Landes- und Stadtfarben. In den Gaststätten, Restaurants, Hotels und Nachtlokalen hören die Einheimischen babylonisches Sprachgewirr, das durch die Autokennzeichen aus aller Herren Länder optisch ergänzt wird.

Um den Gästen – die Mitarbeiter der 1155 Aussteller und die über 17 000 Einkäufer, die in Nürnberg erwartet werden – einen angenehmen Aufenthalt zu bieten, sind zahlreiche Einrichtungen geschaffen worden. Abgesehen vom staatlichen, städtischen und privaten Flaggenschmuck (allein das Beschaffungsamt der Stadt hißte 260 Fahnen aller vertretenen Nationen) gibt es im Messegelände eine Polizeiwache mit 14 Beamten, von denen zwei auch in fremder Sprache parlieren können. Polizisten des Reviers 1 und der Verkehrsstreifengruppe sorgen für flüssigen Verkehr, insbesondere bei der An- und Abfahrt auf den Parkplätzen.

Während tagsüber in der Innenstadt weniger vom großen internationalen Ereignis zu spüren ist, weil gehetzte Einkäufer und strapazierte Aussteller Geschäfte abschließen, muß die Gastronomie insbesondere am Abend den letzten Mann daransetzen, um die Besucher zufriedenzustellen. Vielfach sind die oft mehrsprachigen Speisekarten um ausländische Spezialitäten erweitert worden, ohne die einheimischen „Schmankerln“ zu vernachlässigen. Am meisten aber freuen sich die Wirte über die Stammgäste, die seit vielen Jahren immer wieder kommen.

Draußen vor den Messegebäuden aber stehen täglich viele Zaungäste, um ein bißchen vom Hauch der internationalen Geschäftswelt zu erhaschen. Die Jugend aber umlagert den von Reisigen begleiteten Kaufmannszug und eine Miniatur-Autorennbahn – der Ausgleich für die tausend Herrlichkeiten, die es für sie hinter den Türen zu bestaunen gäbe.

Verwandte Themen


Keine Kommentare