15. Juli 1966: Hoher Bühl als neuer Landeplatz

15.7.2016, 07:00 Uhr
15. Juli 1966: Hoher Bühl als neuer Landeplatz

© Kammler

Kaum beachtet von der Öffentlichkeit, wird dort, südlich der Autobahn nach Schwabach und westlich der Bahnlinie Nürnberg-München, seit Monaten eifrig gebaut.

Das Flugplatzgelände ist allein rund 72 Hektar groß. Daran schließt sich im Süden, auf dem Gebiet der früheren Muna-Feucht , ein Treibstofflager an, das Ende 1966 fertig sein soll. Es erhält von der Autobahnabzweigung Moorenbrunn Straßen- und vom Bahnhof Feucht Gleisanschluß. Etwas weiter westlich wurde, ebenfalls im Muna-Gelände, ein Munitionslager gebaut, das der US-Armee bereits übergeben werden konnte.

Blick vom Kontrollturm auf die Werkstatt-, Lager- und Bürogebäude.

Blick vom Kontrollturm auf die Werkstatt-, Lager- und Bürogebäude. © Kammler

Die Vorarbeiten für den neuen Landeplatz begannen schon 1961. Die Stadt Nürnberg hatte um eine Verlegung gebeten, weil die Anlagen in Langwasser dem Bau der Trabantenstadt im Wege standen. Von den ersten Planungsarbeiten bis zum Baubeginn Anfang 1966 mußten die Interessen zahlreicher Behörden und Dienststellen aufeinander abgestimmt werden. Am schwierigsten gestalteten sich die Grunderwerbsverhandlungen, denn das Muna-Gelände als Bundeseigentum reichte nicht aus. Der bayerische Staat verkaufte schließlich den nördlich angrenzenden Wald bis zur Autobahn nach Schwabach.

Die ersten, die auf dem künftigen Landeplatz erscheinen, waren die Männer eine Sprengkommandos. Sie suchten 1964 das riesige Areal systematisch nach zurückgebliebener Munition aus dem zweiten Weltkrieg ab. Dann fielen die Bäume. Für die Landebahn wurde eine gewaltige Schneise in den Wald geschlagen, umgebrochen und planiert. Heute ist die betonierte Bahn, die etwa 150 Meter südlich des Verwaltungsgebäudes in Ost-West-Richtung angelegt wurde, 1036 Meter lang. Sie hat nach beiden Richtungen noch je 60 Meter Auslauf frei. Die Piste säumen zwei schmälere Rollbahnen.

40 Meter breite Stahlkonstruktion

Vor dem zweistöckigen Verwaltungsgebäude mit Turm für die Flugleitung und angebauter Feuerwehrhalle ist ein 300 mal 100 Meter großer plattenbelegter Abstellplatz bereits fertig. Etwas seitlich abgesetzt verbindet die 40 Meter breite Stahlkonstruktion eines Hangars zwei Werkstatt-, Lager- und Bürogebäude miteinander. In diesem Komplex wird auch die Heizzentrale untergebracht. Mit dem Richtfest ist der Rohbau sämtlicher festen Häuser beendet.

Der Bedeutung des Vorhabens entsprach die Zahl der Ehrengäste bei der Feierstunde, an ihrer Spitze die Finanzpräsidenten Dr. Lietzmann als Leiter der Landesvermögens- und Bauabteilung und Dr. Thaden als Leiter der Bundesvermögens- und Bauabteilung. Aus dem US-Hauptquarier in Heidelberg war Brigadegeneral Craig Cannon, Leiter der dortigen Bauabteilung, gekommen. Landrat Peter Seifert, Schwabach, und Landrat Erich Freiherr von Stromer, Nürnberg, konnten sich gleichermaßen zuständig fühlen, denn die Landkreisgrenze verläuft quer über die Startbahn. Die Stadt Nürnberg vertrat Stadtrat Heinz Schmeißner.

Regierungs-Baudirektor Ewald Thias vom federführenden Finanzbauamt Nürnberg nannte nach dem zünftigen Richtspruch des Poliers einige Zahlen. Auf dem 72 Hektar großen Gelände wurden 135.000 Kubikmeter Boden bewegt, 32 Kilometer Kabel und 1,3 Kilometer Wasserleitungen verlegt. Das Areal umschließt ein 2,8 Kilometer langer Zaun. Seine vorsichtige Prognose über die Fertigstellung begründete Thias mit dem Hinweis, dass für die technischen Einrichtungen viel Zeit veranschlagt werden müsse.

Humorvolles Gedicht

Brigadegeneral Connon rühmte die gute Zusammenarbeit und dankte für die schöne Anlage. Bezeichnend war, dass dem "Behördenkrieg", der um diesen Bau entbrannte, ein eigenes humorvolles Richtfestgedicht gewidmet war.

Für die Stadt Nürnberg war das Richtfest Anlass zu – nicht ganz ungetrübter – Freude. Der Zeitpunkt, zu dem der Landeplatz Langwasser geräumt werden soll, ist nicht mehr fern. Aber die Stadt muß sich mit vier Millionen an den auf 20 Millionen veranschlagten Kosten des Flugplatzes beteiligen.

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