16. Juli 1965: Keller kam ans Licht

16.7.2015, 07:00 Uhr
16. Juli 1965: Keller kam ans Licht

© Ulrich

Es wurde rasch vermessen und photographiert. Jetzt sind die Bauarbeiter bereits dabei, diesen Rest eines alten „Herrensitzes“ der Altstadt aufzufüllen. Nicht mehr lange, und eine neue Straße führt darüber hinweg. Das Haus Hauptmarkt 23, an der Ecke Waaggasse, hat eine lange Geschichte.

Hier stand wohl einst ein turmartiger Herrensitz, vielleicht schon um 1230 errichtet. Der „Kellersockel“ des später, nach der Aufschüttung um etwa drei Meter, errichteten Hauses, das waren in früheren Zeiten das Erd- und das Kellergeschoß des Turmhauses. Nach 1845 blieb von der alten Herrlichkeit nur noch ein Gewölbe übrig, das von einer nur 70 x 70 Zentimeter messenden Vierkantsäule getragen wurde. Die ersten 1,40 Meter dieser Säule sind aus rotem Burgsandstein, darüber hinaus beginnt Ziegelsteinmauerung.

Die meisten Ziegel sind 27 oder 28 Zentimeter lang. Also sozusagen bereits „bayerisches Format“, wie es noch bis vor kurzem hierzulande im Schwange war. Wie hart der zum Mauern des Gewölbes verwendete Mörtel des 13. Jahrhunderts war, läßt sich noch heute an den Resten feststellen. Die Mörtellage selbst ist hart wie Beton, der daran „klebende“ Sandstein aber bröckelt herab.

Das Haupt Hauptmarkt 23, dessen letzte Spuren nun für immer verschwinden, beherbergte bis zum Kriegsende eine bekannte Drogerie und Spirituosenhandlung. An sie erinnert im alten Gewölbe noch eine Batterie verstaubter und leider gänzlich leerer Weinflaschen, die von den Bauarbeitern ans Licht gezogen wurden.

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