16. März 1965: ,Suche´ leicht gemacht

16.3.2015, 07:00 Uhr
16. März 1965: ,Suche´ leicht gemacht

© Ulrich

Das erste Dutzend solcher „Fahnen“ an strahlend weißen Rohrständern hat schon seinen Platz, von vielen Verkehrsteilnehmern bereits anerkennend bemerkt. Weitere „Gradarmbefestigungen“, wie sie der Techniker bezeichnet, sollen im Stadtgebiet folgen. Die Kosten sind mit rund hundert Mark je Wegweiser nicht gering.

16. März 1965: ,Suche´ leicht gemacht

© Ulrich

Dennoch wird sich Nürnberg diese Ausgaben nicht versagen können, wenn die oft vernommene Kritik am sparsam kenntlich gemachten Straßenlabyrinth aufhören soll. Das mühselige Schauen nach Schildern, die hinter Bäumen und Büschen, drei bis vier Meter hoch und dazu noch in altdeutscher Schrift angebracht sind, dient nicht dem gewünschten „Verkehrsfluß“; jeder Kraftfahrer hat schon mit einem derart umherspähenden und langsam dahinrollenden Vordermann seine verflixten Erfahrungen gemacht.

Nach dem Berliner System

Um diese „Bremser“ auszuschalten, wurde für die neue Straßenverkehrsordnung ein Änderungsvorschlag eingebracht, der – nach dem „Berliner System“ – eine klare Übersicht im Straßennetz vorsieht. „Der Ortsunkundige soll mit den Schildern direkt am Wege leichter zurechtkommen“, erklärte dazu der Leiter des Verkehrsaufsichtsamts Karl Huber, „und deshalb begrüßen wir die neue Methode als verkehrsfördernden und als ästhetischen Gewinn!“ Außerdem: diese Art freundlich dargebotene Suchhilfe läßt auch den modernen Geist einer Stadt erkennen.

In der Abteilung Verkehrssicherung des Tiefbauamtes wird Zug um Zug ausgeführt, was schon in der Satzung über Straßennamen und Hausnummerierungen vom 11. Februar 1959 steht: „Die Schilder müssen von der Straße aus deutlich erkennbar sein!“ Zahllose sind es noch längst nicht: sie sind abgeschlagen, angerostet, verschnörkelt, verschmutzt. Aber mehr als zwölfhundert Straßen gibt es in Nürnberg – und somit fast 20 000 Schilder. Die altersschwächsten Typen verschwinden; sie werden gegen „Bennungstafeln“, wie sie die Fachleute titulieren, ausgetauscht. Bis sich aber alle im neuen Schmuck zeigen können, wird noch viel Zeit vergehen. Und in den Nebenstraßen wird es ohnehin nicht ausbleiben, daß sich die Kraftfahrer die Hälse verrenken, um zu lesen, wo sie sind.

Viele doppelseitig beschriftet

„Die Kennzeichnung auf Ständern am Straßenrand, um die wir uns jetzt kümmern, gilt nur für Hauptverkehrs- und wichtige Durchgangsstraßen“, sagt Oberinspektor Otto Köppel, dessen Abteilung das „ausführende Organ“ für diese Probe aufs Exempel ist. Man braucht aber gar nicht mehr herumzurätseln, ob die neue Art der Markierung „ankommt“. Sie hat sich schon an einigen vielbefahrenen Kreuzungen – so am Rathenauplatz, an der Messehalle, beim Rennweg und an der Schoppershofstraße – bewährt.

Überall dort, gerade um das Ausstellungsgelände, haben die Kraftfahrer den Verkehrsablauf neuerdings sicherer und zügig beeinflußt. Viele der modernen „Fahnen“ aus kunststoffüberzogenem Alu-Blech sind doppelseitig beschriftet, so daß auch der Fußgänger vom Gehsteig aus mühelos ablesen kann, wo er sich befindet. Zusätzlich kann er sich an den Hausschildern orientieren. Sie bleiben bestehen, nur sollen auch si vom hohen „Sockel“ herunterversetzt werden. Kein Mensch will sich nämlich, ob motorisiert oder zu Fuß, den „Kroagn“ mehr verdrehen, wenn er in eine bestimmte Richtung vorwärtskommen möchte. Denn auch das kostet Zeit, und die hat ja keiner mehr.

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