16. März 1966: Blumen unter Schnee

16.3.2016, 07:00 Uhr
16. März 1966: Blumen unter Schnee

© Eißner

Die weiße Pracht deckte die blühenden Frühlingsboten zu. Sogar die Sperre der Regensburger Straße und der Bahnhofstraße mußte wegen des schlechten Wetters noch einmal verschoben werden. Allerdings wandelte sich bereits am Vormittag bei Temperaturen, die einige Grad über dem Gefrierpunkt lagen, das makellose Winterkleid in schmutzigen Matsch. Bis zum Mittag war der meiste Schnee wieder verschwunden.

„Wir haben leider keine telephonische Verbindung zum Himmel“, bedauerte Karl Huber, der Leiter der Verkehrsaufsicht im Tiefbauamt. Denn der Umbaubeginn in der Regensburger Straße und in der Bahnhofstraße verzögerte sich. Die für gestern früh angekündigte Sperre der wichtigen Verkehrsschlagader blieb den Autofahrern noch einmal erspart. Nun will das Tiefbauamt heute sehen, ob der Startschuß fallen kann. Die Hinweistafeln stehen zumindest schon, obgleich jetzt der Zusatz „15. März“ nicht mehr stimmt.

Auch der Tatendrang der Bauern im Knoblauchsland ist durch die Niederschläge gebremst worden. Sie betrachten den Rückfall in die kalte Jahreszeit eben noch als rechtzeitige Warnung, weil in dieser Woche die Pflanzarbeit richtig losgehen sollte. Allerdings paßt die neuerliche Nässe nicht in den bäuerlichen Kalender. „Die Flur war schon abgetrocknet. Jetzt haut's uns mindestens um zehn Tage zurück“, meint Hans Link aus Buch.

Der Schneefall hat auch auf den Gesichtern der weniger erfahrenen Amateurgärtner Kummerfalten verursacht. In den letzten Wochen haben sie liebevoll das Erwachen der Natur beobachtet und sich an blühenden Krokussen, Schlüsselblumen und anderen Primelarten gefreut. Das Gartenbauamt beruhigt sie: „Noch ist nichts erfroren, weil in den vorangegangenen Nächten kein Strahlungsfrost auftrat und die Schneedecke den Pflanzen nicht schadet.“ Ernstliche Sorgen brauchen sich deshalb nur die Jäger machen. Während nämlich Kälte allein dem Wild nicht viel anhaben kann, wird es bei Nässe brenzlig. Den Gelegen des Federwilds und den Junghasen droht Gefahr, auch in den nächsten Tagen.

Das Wetteramt Nürnberg prophezeit nämlich nach einer kurzen Pause weiterhin unbeständiges Wetter mit Temperaturen um null Grad. Den Kraftfahrern sei daher Feingefühl am Steuer empfohlen, weil sich nachts auf den Straßen Glatteis bilden kann.

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