17. Februar 1966: "Narrenregiment" im Rathaus

17.2.2016, 07:00 Uhr
17. Februar 1966:

© Gerardi

Eine Augenweide gab dieweil Prinzessin Brigitte für die Männer ab, so daß sie Urschlechter "zur Betreuung der beiden Bürgermeister" gleich dabehalten wollte. "Su schaut Ihr aus, dann tät Ihr überhaupt nix mehr", konterte jedoch Herbertla.

Mit der gespielten Routine eines alten Verwaltungshasen betete Hisel die Litanei herunter, die am Anfang jeder Sitzung steht. Er begrüßte im Stile von "Andreas, dem Gemeindediener" die erschienenen Damen und Herren, bemerkte auch, daß "in technischer Hinsicht das Rauchen gestattet ist", und vergaß nicht, "die Herrschaften auf dem Grill (Empore)" zu erwähnen.

Als die Bürgermeister und die Referenten ("Suviel sind des – ka Wunder, daß mir ka Geld hom in Nürnberg") von ihren angestammten Plätzen verscheucht waren, beschäftigte sich der Prinz mit den "sehr intelligenten Anträgen", nach dem Motto: "Ich weiß zwar nicht, was das heißt, aber es klingt nach Stadtrat."

Herbertla ließ über so gewichtige Fragen wie "Wer ist gegen den Schnaps-Verkauf beim Faschingszug?" abstimmen, schlug ein Bauverbot für alle wichtigen Stadtgebiete vor, tadelte den Kämmerer, weil er ihm 27 Millionen als nur 27 000 Mark Schulden darstellte ("Wenn der immer drei Nuller wegläßt, koh die Kassa ja net stimma"), und maßregelte den Oberbürgermeister, der einen Bier- und Schnaps-Austausch zwischen Donaugebiet und Franken durch die Fernwasserleitung vorgeschlagen hatte ("Des braungn wir net, wir ham selber a gouts Bier"). Bei gelegentlichen Heiterkeits-Ausbrüchen des Hohen Hauses griff Hisel zur Glocke und der Mahnung: "Ich bitte mir Ernst aus!"

Herbertlas Orden und Brigittes Küsse

Zu solch einem Verhalten waren jedoch auch die "grundsätzlichen Stellungnahmen der Fraktionssprecher zum Fasching" nicht angetan. Für die CSU bemäkelte Friedrich Vogel: "Als Prinz hast Du zuviel Rot in Deiner Kleidung!" FDP-Fraktionschef Hans Bibel gab zu erkennen, daß er bis zum Aschermittwoch noch einen richtigen Freien Demokraten spielen will. SPD-Boß Willy Prölß faßte den wesentlichen Unterschied zwischen den Narren und den Stadtvätern in den einen Satz: "Der Prinz hat es schwer, die Bevölkerung zum Lachen zu bringen; wir als Stadträte tun uns leichter, denn über uns lacht man das ganze Jahr!"

Für derlei Scherze bekamen die Sprecher Herbertlas Orden und Brigittes Küsse. Die Aha-Rufe des Plenums erschienen dem Prinzen als so schwach, daß er sich mit dem Eselstritt davonmachte: "Nichts gegen den Stadtrat, aber ich hab nicht gewußt, daß alle af amol schlof'n!"

Verwandte Themen


Keine Kommentare