17. November 1965: Helfer in Engpässen des Lebens

17.11.2015, 07:00 Uhr
17. November 1965: Helfer in Engpässen des Lebens

© Gerardi

Die Geschichte der Stadtmission gibt Zeugnis von einer liebevollen und dankenswerten Fürsorge in allen Bereichen menschlichen Daseins. Die allerkleinsten Bürger werden ebenso darin eingeschlossen wie die Alten, die Gefangenen genauso wie die Durchreisenden, die Flüchtlinge wie die Einheimischen. Wohl kaum eine Not, die nicht die ehrenamtlichen wie die amtlichen Helfer mutig angepackt hätten. Nüchterne Zahlen mögen dafür sprechen:

Die Stadtmission hat in ihrer Jugendhilfe 600 Mündel und Pflegschaften, die sie in 800 Hausbesuchen und Beratungen im letzten Jahr betreut hat. 900 Kinder und 200 Erwachsene sind im gleichen Zeitraum in Erholung geschickt worden, darunter vor allem Entmündigte, die sonst abseits stehen und um die sich niemand kümmert. Das Altenclubheim der Stadtmission in der Pirckheimerstraße, täglich Zuflucht vieler Einsamer, hat im vergangenen Jahr 8.000 Besucher gezählt, hinzu kommen 900 Beratungen alternder Menschen. Die Bahnhofsmission betreute 70.000 Reisende, 10.000 Übernachtungen wurden ermöglicht. 3.000 mal leisteten die Missionsmitarbeiter Hilfestellung bei jugendlichen Flüchtlingen aus der Zone, die sich im Westen in irgendeiner Weise nicht zurechtfinden konnten. Auch die Gastarbeiter stehen unter dem Schutz der Fürsorgerinnen: 6.000 Beratungen griechischer Arbeiter verzeichnet die Statistik.

Der Besuchsdienst bei den Familien von Gefangenen und bei Strafentlassenen umfaßt einen weiteren Raum als allein das Gebiet von Nürnberg. 3.000 mal kümmerten sich Mitarbeiter um einen Gefangenen, 1.000 Dienstgänge zu Ämtern und Behörden nahmen sie auf sich. In Hausbesuchen und Sprechstunden nahm sich die Stadtmission auch der großen Zahl der Suchtkranken, der Flüchtlinge, gefährdeter Mädchen an – die Zahl derer, die auf die Hilfe des Nächsten angewiesen ist, will kein Ende nehmen. Und immer neue Nöte und Bedrängnisse bringt der Alltag.

Neben diesen „Durchreisenden und Passanten“ aber betreuen die Helfer einen festen Stamm von Hilfsbedürftigen, vom Kleinkind bis zum alten Menschen. Sie sind, tagsüber oder für länger, in den verschiedenen Heimen untergebracht: in drei Säuglings- und Kinderheimen in Nürnberg und Kasberg, sechs Wohnheime für Studenten, Jugendliche oder Schwererziehbare, drei Altenheime in Nürnberg und in der Fränkischen Schweiz. Hier tun vor allem Diakonissen ihren Dienst, ohne Rücksicht auf einen Achtstundentag und persönliche Freizeit.

Als vor 80 Jahren das erste Heim der Stadtmission in der Schildgasse seine Tore auftat, ahnte niemand, welche Scharen sich da einstellen würden. Das Werk, das sich bis zum Kriegsbeginn ausbreitete, wurde gewaltsam zerstört und mußte wieder aufgebaut werden. Heute sind unter der Leitung von Pfarrer Dr. Karl Leipziger, seinem Stellvertreter Pfarrer Heimo Liebl und einem Verwaltungsgremium 235 hauptamtliche und über 200 ehrenamtliche Helfer tätig.

Sie sind es mit Herz, Kopf und Händen, denn die Arbeit am hilfsbedürftigen Mitmenschen erfordert den ganzen Einsatz. Dies erweist sich vor allem am „modernsten“ Zweig der Missionsgebiete, der Telephonseelsorge, die zwar anonym, aber deshalb um so eindringlicher die Ängste des einzelnen aufdeckt.

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