17. Oktober 1966: Stätten der Begegnung

17.10.2016, 13:35 Uhr
17. Oktober 1966: Stätten der Begegnung

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In beiden Fällen sind "Stätten der Begegnung" in großen Wohngebieten entstanden, die den Weg zwischen Kirche und Gemeinde verkürzen. In den harten Jahren nach dem letzten Kriege habe man zuerst die alten Kirchen wieder aufbauen müssen, führte Kirchenrat Ernst Rauh in Vertretung des verreisten Nürnberger Dekans an der Bertastraße aus; jetzt müsse man planmäßig daran gehen, inmitten der inzwischen entstandenen neuen Siedlungen Stätten zu schaffen, "in denen zur Sammlung unter dem Worte Gottes gerufen wird". Wohl habe St. Peter seine große Kirche. Aber manche fänden den Weg leichter in ein neues Gemeindezentrum, das eine "Stätte der Begegnung" sein wolle.

Gegen den heute oft laut werdenden "selbstzerstörerischen Undank" wandte sich Pfarrer Werner Bablitschky und rief seine Gemeinde zu mehr Dankbarkeit für die ruhigeren Zeiten auf, in denen auch ein solcher neuer Mittelpunkt habe geschaffen werden können. Tief bedauere er, daß der Sohn des Architekten Kurt Schneckendorf, der das Gebäude pünktlich in der Frist eines Jahres errichtet habe, nur das Richtfest habe mitfeiern können, nun aber die Vollendung des Werkes, an dessen Plänen er selbst entscheidend mitgearbeitet habe, nicht mehr erleben könne, da er vor kurzen bei einem tragischen Verkehrsunfall das Leben verloren habe. Über seinen Bau sagte Schneckendorf: "Wir haben nicht luxuriös gebaut, sondern – wie es zu uns Protestanten paßt – ordentlich und gediegen."

An seine eigene Jugend vor 40 Jahren erinnerte Stadtrat Dr. Max Thoma. Damals habe er – ganz in der Nähe – einem Sportverein angehört; doch sei die Jugend früher viel mehr auf sich selber gestellt gewesen. Man solle froh sein, daß die jungen Leute von Gleißhammer jetzt eine Stützpunkt inmitten der Häuser hätten, in dem sie jugendmäßig leben könnten.

300 bunte Luftballons stiegen gestern morgen in einen blaßblauen Oktoberhimmel auf und kundeten von der Einweihung des evangelischen Gemeindehauses St. Lukas in der Wartburgstraße. 300 ungeduldige Kinder erwarteten dort an der Hand ihrer Eltern den Festzug, der sich im Anschluß an den Gottesdienst mit Dekan Fritz Kelber in der St.-Lukas-Kirche unter dem Geläut der Glocken zur ehemaligen Notkirche, dem alten, neuen Gemeindehaus, bewegte.

An der Spitze des Zuges schritten die Geistlichen. Auf einem grünen Samtkissen trugen drei Konfirmandinnen der Gemeinde, Silvia Völlger, Rosemarie Übelhack und Renate Stuhlfauth, den Schlüssel für das neue Haus. Der Kirchenvorstand und die Gemeinde schlossen sich an.

Daß es der Gemeinde an "Leben" nicht mangelt, zeigte der Luftballonstart der Kinder. Noch vor dem offiziellen "Kommando" des Dekans ließen ein paar ganz Ungeduldige unter dem Gelächter von Eltern und Pastoren ihren Ballon steigen. Nun, und wer weiß, daß die Kinder von St. Lukas beim Kinderkirchentag am 25. September beim Luftballonsteigen zu kurz gekommen sind, kann ihren Eifer verstehen.

Schließlich gibt es diesmal noch Preise zu gewinnen – für die Ballons, die am weitesten fliegen. Wie man das feststellt? An jedem ist ein Kärtchen befestigt mit Name und Anschrift des Kindes und der Bitte – dreisprachig – an den Finder, die Karte zurückzuschicken. Bleibt nur zu hoffen, daß Luftballons und Karten wohlbehalten landen.

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