17. September 1966: „EFI“ schlägt hart zu

17.9.2016, 07:00 Uhr
17. September 1966: „EFI“ schlägt hart zu

© Kripo

Die Bilanz, die die vor drei Monaten aufgestellte „Feuerwehr der Kriminalpolizei“ vorweisen kann, ist sehr eindrucksvoll. Sie nahm 220 Strafanzeigen auf, kümmerte sich um 89 Todesfälle, sicherte Spuren an 573 Tatorten, photographierte 568 Menschen für den Erkennungsdienst, legte 610 Fingerabdruckblätter an und schnappte bei 373 Fahndungseinsätzen 162 Sünder.

Drei Ziele verfolgt die Polizei mit der EFI, deren Beamte in vier Schichten zum Dienst antreten und deshalb zu jeder Stunde des Tages und der Nacht einsatzbereit sind. Der Vorsprung des Verbrechers schmilzt zusammen. Die sofort eingeleitete Fahndung erhöht die Chance, den Täter alsbald hinter Schloß und Riegel setzen zu können. Auf der anderen Seite krempeln die Spezialisten ohne Zeitverlust den Tatort um und sichern alle objektiven Beweise. Das trägt dazu bei, daß beispielsweise Einbrecher in vielen Fällen ermittelt und überführt werden können.

Darüber hinaus aber hält die EFI mit ihren ständigen Fahndungsstreifen die einheimischen Ganovenkreise unter Kontrolle und treibt flüchtige Rechtsbrecher schneller aus ihren Verstecken. Wie scharf die neue Waffe der Kriminalpolizei im Kampf gegen die Unterwelt wirklich ist, beweisen nur einige Beispiele aus der Erfolgsserie der jüngsten Zeit.

Auf das schnelle Zupacken der EFI-Beamten ist die Festnahme eines Einbrechers zurückzuführen, der aus einer Wohnung Schmuck und 60 000 DM erbeutet hatte. Noch ehe er sich per Eisenbahn nach München absetzen konnte, schlossen sich die Handschellen. An der Bahnsteigsperre stand die Kriminalpolizei. Die Fahrkarte, die der Täter bereits in der Tasche hatte, blieb unbenutzt.

Dadurch, daß gleich am Tatort Zeugen eine brauchbare Personenbeschreibung lieferten, wurde noch in der gleichen Nacht ein Räuber festgenommen, der eine Geschäftsinhaberin überfallen, mit der Pistole bedroht und der Frau den Pistolengriff auf den Kopf geschlagen hatte. Oder: bei einer der ständigen Kontrollen der Dirnen- und Zuhälterlokale ging ein Zuhälter ins Garn, der – andernorts unentdeckt – zu einer eintägigen Stippvisite nach Nürnberg gekommen war.

Trotz dieser Erfolge ruht die Polizei nicht auf den Lorbeeren aus. Ab Oktober wird EFI mit 35 Kriminalisten noch schlagkräftiger sein. Mit Jahresbeginn 1967 ist nochmals eine Verstärkung der Besatzung vorgesehen. Dazu träumt Kriminaldirektor Dr. Horst Herold heute schon vom Einsatz elektronischer Rechner, die auf Knopfdruck das Vergleichsmaterial liefern, das jetzt noch mit der Hand herausgesucht werden muß.

Dann wird Nürnbergs Pflaster – für die Unterwelt heute schon sehr heiß – kochendem Asphalt gleichen. Und die Bürger werden sagen: „Nürnberg – eine sichere Stadt!“ Im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten können sie das übrigens heute schon behaupten.

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