18. Dezember 1965: Luft ist besser als ihr Ruf

Nürnberg - "Die Nürnberger Luft ist besser als ihr Ruf", sagt Dr. Bruno Trinczek, der Chef der Chemischen Untersuchungsanstalt. Damit sie künftig noch genauer geprüft werden kann, kaufte die Stadtverwaltung für 25.000 DM das derzeit modernste Meßgerät. Zwei Tage vor dem 25jährigen Dienstjubiläum von Direktor Dr. Trinczek wurde es gestern zum erstenmal am Stadtrand eingesetzt.

Die offizielle Bezeichnung der kostspieligen Apparatur lautet "kontinuierliches Meßgerät für kleinste Gasmengen". Es wurde diese Woche in einen Transportwagen montiert. Mit ihm wird vor allem das Schwefeldioxyd gemessen, das – wie Dr. Trinczek ausführte – als Indikator aller Luftverunreinigungen gilt.

Der 51jährige Naturwissenschaftler Dr. Trinczek ist in Stolp (Pommern) geboren. In Erlangen legte er die pharmazeutische Staatsprüfung und die Hauptprüfung für Lebensmittelchemiker ab. Nach mehrjähriger Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Erlangen wurde er 1953 an die städtische Chemische Untersuchungsanstalt berufen. Seit 1. März 1962 steht er diesem Amt als Direktor vor. Am Montag kann Dr. Trinczek auf eine 25jährige Dienstzeit als Pharmazeut und Chemiker zurückblicken.

Unter der Leitung von Dr. Trinczek hat sich die Anstalt, die einzige kommunale Einrichtungen dieser Art in Bayern, weiter entwickelt. Eine ihrer Aufgaben ist die mikroskopische Untersuchung pflanzlicher Nahrungs- und Genußmittel; Außendienstbeamte nehmen von Großküchen, Kiosks, Lebensmittelgeschäften, Gaststätten usw. Lebensmittelproben mit, die in den Labors der Anstalt darauf überprüft werden, ob sie den Vorschriften entsprechen.

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Große Bedeutung wird der Wasseruntersuchung beigemessen. Immer wieder wandern Proben von Grundwasser aus dem Stadtnetz und aus den Brunnen von Behelfsheimen und Ortschaften, die keine eigene Wasserleitung haben, in die Reagenzgläser in den Labors. Oft schickt die Bevölkerung von sich aus "Beschwerdeproben" ein, die nicht weniger gewissenhaft unter die Lupe genommen werden.

Eine Einrichtung, die nicht zu unterschätzen ist: während der Pilzzeit kommen tagtäglich Sammler mit ihrer Ernte in die Anstalt, um die Schwammerl und Pfiffer auf ihre Echtheit prüfen zu lassen. "Schon oft konnten wir diesen Personenkreis vor schweren Vergiftungen bewahren", erzählt Dr. Trinczek.

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Nürnberg

30.12.2015, 07:00 Uhr

Kalenderblatt: Nürnberg im Dezember 1965